Rolf Kauka: Mischa – Die geheimnisvolle Insel

Eine der beliebtesten Figuren aus Rolf Kaukas Comicheft Fix und Foxi war zweifelsohne der junge Raumfahrer Mischa. Gut zu erkennen ist er am großen roten M auf seinem weißen Rollkragenpullover.

Genau wie Flash Gordon, der Urgroßvater aller galaktischen Comichelden (und einige Jahre später auch der frankobelgische Science-Fiction-Held Luc Orient), reiste Mischa ebenfalls mit einer Quasifreundin und einem genialen Wissenschaftler durchs All. Diese heißen nicht Dale Arden und Hans Zarkov, sondern Connie und Professor Turbino.

1961 debütierte Mischa im Fix-und-Foxi-Heft 291 und war dort auch auf dem Titelbild zu sehen. Der ersten Seiten stammten von Duo Becker-Kasch, bevor Walter Neugebauer übernahm, dessen Kauka-Adaption von Karl Mays Winnetou gerade in einer prachtvollen Neuediton erscheint. Auch die ersten Abenteuer des Raumfahrers erfuhren ab 1997 bei Ehapa innerhalb der Reihe Rolf Kauka Classics unter dem Titel Mischa im Weltraum eine Neuauflage im Albumformat.

Eine liebevoll aufgemachte gebundene Ausgabe knüpft jetzt genau dort an, wo Walter Neugebauer in Fix und Foxi # 321 aufhörte und Florian Julino die Serie ab Heft 323 übernahm. Der Band enthält ein besonders interessantes Mischa-Abenteuer, das den Titel Die geheimnisvolle Insel trägt. Irgendwie handelt es sich dabei zwar auch um eine Adaption des gleichnamigen Romans von Jules Vernes, doch stärker noch wurde sich an einem damals gerade in den Kinos angelaufenen Spielfilm orientiert.

Um den legendären Trickexperten Ray Harryhausen gut zu beschäftigen, tauchten in der 1961 entstandenen Filmversion von Die geheimnisvolle Insel auch noch einige riesige Tiere auf, die es im Roman von Jules Verne nicht gab. Daher kämpfte Mischa im Comic ebenfalls gegen einen großen Krebs, sowie gegen überdimensionale Vögel und Bienen.

Neu gezeichneter Prolog.

Der Einstieg in diese nicht wie ansonsten im Weltraum spielende Comic-Geschichte erfolgte seinerzeit etwas holterdiepolter. Daher schrieb Herausgeber Ingraban Ewald für seine Neuveröffentlichung einen dreiseitigen Prolog, den der mittlerweile 83-jährige Florian Julino souverän zu Papier brachte. Für die Neuausgabe spricht auch das hochinteressante Vorwort, über den nicht nur für Kauka tätigen begnadeten Zeichner und Karikaturisten Julino!

Heiner Lünstedt

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Lupo – Perlen der Comicgeschichte

Die Reihe Perlen der Comicgeschichte des Bildschriften Verlags wächst und gedeiht. In bereits zehn sachkundig kommentierten Hardcover-Bänden werden nostalgische Comics präsentiert, die zwar “ernst“ gemeinter Mainstream sind (oder sein sollten), aber auch Freunden von gepflegten Blödsinn viel Freude bereiten dürften.

Nachdem bereits im Perlen.Band 8 Fix und Foxi einige Skurrilitäten aus der Comic-Werkstatt von Rolf Kauka gewürdigt wurden, steht Lupo im Zentrum der zehnten Ausgabe. Während die beiden Füchse von der Fabelgestalt Reinecke Fuchs inspiriert wurden, war Isegrim Wolf das Vorbild von Lupo, der seine Premiere 1953 zeitgleich als “dummer Wolf“ im Heft Eulenspiegel 6 erlebte.

Der Chaot Lupo wurde schon bald zur Lieblingsfigur der Leser von Fix und Foxi. Der vorliegende Band enthält acht Comics mit Lupo, die zumeist den Zeichnern Werner Hierl und Helmut Huth zugeordnet werden. Diese zwischen 1961 und 1967 entstandenen Geschichten verfügen über einen rohen Charme. Die Bilder scheinen dabei ebenso spontan entstanden zu sein wie die Stories.

Hinzu kommt noch Jürgen Gleues reich bebilderter Artikel “Pretty Things und Paradoxes im Lupo Mordern“, der “ein paar abweichende Ansichten zu Rolf Kauka“ enthält. Mit durchaus guten Argumenten wird hier versucht aus den gemeinhin als strammen Konservativer gesehenen “Onkel Rolf“ einem Wegbereiter der Popkultur zu machen.

Die letzten Comicseiten aus diesem interessant zusammengestellten Band stoßen ins selbe Horn und belegen, dass bei Kauka nicht nur kindgerechtes Mittelmaß verlegt wurde. Mit wild entfesselten Zeichnungen macht der Jazz-Fan Florian Julino aus Lupo einen King of Swing und die Comicseiten werden zum symphonischen Erlebnis. Es sind garantiert noch mehr Perlen im Umfeld von Fix und Foxi zu entdecken.

Heiner Lünstedt

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Fürst der Füchse – Das Leben des Rolf Kauka

Zeit seines 83 Jahre andauernden Lebens hat es Rolf Kauka vermieden seine Memoiren zu Papier zu bringen. Eine detailverliebte Biografie von Bodo V. Hechelhammer liefert gute Gründe, warum der 2000 verstorbene Vater von Fix und Foxi nicht daran interessiert war, zu erzählen, was er vor 1945 getan hatte.

Kauka war begeisterter Hitlerjunge und glühender Anhänger der Nationalsozialisten. Er machte Karriere in der deutschen Wehrmacht und wurde mit zahlreichen Orden ausgezeichnet. Nach dem Kriege kam es bei Kauka zu keinem Umdenken.

Laut Hechelhammer belog Kauka die alliierten Ermittlern bezüglich seiner braunen Vergangenheit so, “dass sich regelrecht die Balken bogen.“ Diese Taktik trug Früchte, denn “keine der konsultierten Behörden konnte belastende Informationen ermitteln.“ So ist es kein Wunder, dass die erste Comicserie, die Rolf Kauka 1953 herausbrachte, den Titel Till Eulenspiegel trug. Kurz darauf debütierten in dieser Reihe zwei Füchse und der Rest ist deutsche Comicgeschichte.

Natürlich erzählt Hechelhammer auch von der in Lupo modern veröffentlichten, völlig verunglückten Asterix-Übersetzung Siggi und Barbarras. Wer jedoch weitere Details über die Entstehung von Kaukas Comics erfahren möchte, dem sei die Reddition 56: Dossier Rolf Kauka oder die Kataloge Fix & Foxi – Rolf Kaukas großer Welterfolg und Fix & Foxi – Die Entdeckung von Spirou, Lucky Luke und den Schlümpfen empfohlen.

Siggi und Babarras

Doch wer mehr über den Erfolgsmenschen Kauka wissen möchte, der seinen Verlag – aber auch seine Ehefrauen und seine Kinder – mit harter Hand führte, der wird von Bodo V. Hechelhammer sehr gut bedient. Zwar ist etwas zu häufig zu erfahren, welcher heute gar nicht mehr so prominente Gast auf welcher Party anwesend war und wie gut sich Kaukas Pferde auf den Rennbahnen schlugen. Dabei wird aber auch sehr deutlich, mit welchem Tricks Kauka gearbeitet hat und welchen Preis er für seinen Erfolg zahlte.

Eine gnadenlose Abrechnung ist das Buch dennoch nicht, denn bei aller Kritik schwingt auch Bewunderung für einen Mann mit, der sich schon sehr früh als Naturschützer verstanden hatte und auch engagierte. Als Kauka seinen Alterswohnsitz, eine Südstaaten-Plantage, kräftig aufforstete, meinte er hierzu: “Es ist so viel Papier verschwendet worden für Fix und Foxi, jetzt kann ich davon wieder etwas zurückführen.“

Heiner Lünstedt

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Walter Neugebauer: Winnetou

Walter Neugebauer beeindruckte ab 1963 mit einer in Rolf Kaukas Fix und Foxi veröffentlichten Comic-Version von Karl Mays Winnetou. Im Stile der in grünem Leinen mit Goldprägung veröffentlichten Karl-May-Romane ist beim Bildschriften Verlag eine Hardcover-Edition mit einer sorgfältig restaurierten Version von Walter Neugebauers Winnetou I erschienen. Weitere Bände werden folgen.

Walter Neugebauer: Winnetou

Dies allein ist angesichts der erzählerischen und graphischen Qualitäten von Neugebauer bereits eine sehr gute Nachricht. Er hätte sich angeboten, aus der in den Fix und Foxi Heften 378 bis 386 veröffentlichten Version und Neugebauers acht neugezeichneten Seiten aus dem Ende 1963 erschienenen “Zeichenfilmbuch“-Album, eine optimale Version zusammenzubasteln.

Walter Neugebauer: Winnetou

Doch Herausgeber Gerhard Förster (Die Sprechblase), der diese Veröffentlichung seit einem knappen Jahrzehnt vorbereitet hat, präsentiert sehr viel mehr Comic-Material. So hat sich Förster intensiv mit dem Mysterium beschäftigt, dass die sechs Seiten, mit denen der Winnetou-Comic im Fix und Foxi Heft 377 gestartet wurde, ganz offensichtlich nicht von Neugebauer stammen, da sie deutlich schlechter gezeichnet sind.

Walter Neugebauer: Winnetou

Trotz intensiver Recherche konnte Förster nicht herausfinden, wer der mysteriöse Zeichner war. Doch dank der Unterstützung eines Sammlers war es möglich, in diesem Band nicht nur die schwarzweißen Originale des in Fix und Foxi 377 veröffentlichten Materials, sondern auch noch dreizehn weitere Winnetou-Seiten des unbekannten Zeichners zu veröffentlichen.

Walter Neugebauer: Winnetou

Doch damit nicht genug, der Band präsentiert auch noch eine weitere Version von Winnetou I, die der sechzehnjährige Walter Neugebauer 1937 in seiner Heimat Jugoslawien zeichnete und die dort im Comicmagazin Veseli vandrokaš zum Abdruck kam.

Walter Neugebauer: Winnetou

Alle diese “Perlen der Comicgeschichte“, so auch der Titel einer empfehlenswerten Reihe des Bildschriften Verlags, hat Gerhard Förster sachkundig kommentiert. Das Buch sei hiermit allen Comic-Freunden wärmsten empfohlen.

Heiner Lünstedt

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