Disney 100 Jahre Comics

Am 16. Oktober 1923 gründeten Walt und Roy Disney das Disney Brothers Cartoon Studio. Sie begannen mit Filmen der Reihe Alice in Cartoonland, in der sie ein reales kleines Mädchen zusammen mit Zeichentrickfiguren auftreten ließen.  Zur Feier von “100 Jahre Disney“ bringt Egmont einige Sonderbände mit Comics heraus.

Dazu gehört ein leicht überformatiges “Lustiges Taschenbuch“, das Comics enthält, die auf klassischen Disney-Kurzfilmen basieren. Doch die Kurzfilme wurden nicht adaptiert, sondern dienten als Inspiration für Science-Fiction- oder Fantasy-Geschichten.

Auch ein zum Firmenjubiläum erschienener großformatiger Hardcoverband ist etwas seltsam konzipiert. Auf 368 Seiten – knapp 180 sind deutsche Erstveröffentlichungen – wird “100 Jahre Disney Comics“ gefeiert, doch die älteste der 28 enthaltenen Geschichten stammt nicht aus dem Jahre 1923. Minnie Helps erschien 1930 im britischen Mickey Mouse Annual I.

Unter dem Titel Kampf gegen die Viehdiebe folgt auf vierzehn eng mit jeweils sechs Streifen bedruckten Seiten ein Western-Comic mit Micky und Goofy. Dieser entstand 1933 und stammt von Floyd Gottfredson. Nach einem ganz kurzen Gastspiel als Trickfilmzeichner bei Disney übernahm Gottfredson bis 1975 (!) das Zeichnen der täglichen Micky-Maus-Comicstrips.

Das dicke Buch enthält außerdem gut ausgewählte Geschichten von Carl Barks, Romano Scarpa, Don Rosa, Daan Jippes, Freddy Milton, William Van Horn, Tony Strobl, Arid Midthun, Kari Korhonen oder Silvia Ziche. Sehr schön ist auch Harvey Eisenbergs erstmals komplett veröffentlichte 38-seitige Comicadaption des Disney-Cartoons Mickey and the Beanstalk, der 1947 als Bestandteil des Kinofilms Fröhlich, frei und Spaß dabei (Fun and Fancy Free) entstanden ist.

Eines meiner persönlichen Highlights ist eine realistisch von Carlo Mancello gezeichnete Biografie von Walt Disney, die 1979 in Frankreich zum 50. Jubiläum von Le Journal de Mickey erschienen ist. Auf acht Seiten wird hier Disneys Jugend und die Entstehungsgeschichte der während einer Eisenbahnfahrt erfundenen Micky Maus erzählt.

Auch in der vom italienischen Maestro Giorgio Cavazzano (Micky Maltese) gezeichneten Geschichte Destino ist Walt Disney als Comicfigur zu sehen. Hier geht es um die chaotische Entstehungsgeschichte des gleichnamigen Disney-Trickfilms, der 1945 von Salvador Dali konzipiert wurde. Die Zusammenarbeit mit dem Surrealisten und Disney funktionierte seinerzeit nicht und erst 2003 entstand auf der Grundlage von Dalis Entwürfen ein animierter Kurzfilm.

Obwohl eine Silhouette von Donald das Cover des Buchs ziert und es den Untertitel “Das Beste aus Entenhausen“ trägt, sind nicht nur Comics mit der Familie Duck enthalten. Auch der aus dem Film Die drei Caballeros bekannte brasilianische Papagei José Carioca, Supergoof, Phantomias, Daniel Düsentrieb, sowie die Schurken Kater Karlo und Ede Wolf haben ihre mehr oder weniger großem Auftritte.

Insgesamt gelang Fabian Gross, der auch die interessanten Begleittexte verfasste, mit diesem exklusiv für Egmont zusammengestellten Werk eine sehr abwechslungsreiche Comic-Collection. Das schön aufgemachte Buch ist das ideale Geschenk für alle Freunde von Disney-Comics und –Filmen.

Heiner Lünstedt

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W.I.T.C.H.

Die 2001 gestartete Comicserie W.I.T.C.H. wurde international und medienübergreifend zu einem großen Erfolg. Dabei waren es weniger die sowohl an Shōjo-Mangas wie auch an Harry Potter angelehnte Geschichte, die überzeugte, sondern das wunderschöne Artwork, das auch durch die plastische Kolorierung an Disneyfilme denken lässt.

Dies verwundert nicht weiter, denn W.I.T.C.H. – zusammengesetzt aus den Vornamen der Mädchen Will, Irma, Taranee, Cornelia und Hay-Lin – entstand als Disney-Produktion in Italien. Hier werden schon seit Jahrzehnten in Eigenregie mehr Disney-Comics als in den USA produziert, man denke nur an die Lustigen Taschenbücher.

Leider sind Alessandro Barbucci und Barbara Canepa, die Schöpfer der Serie 2004 ausgestiegen, da Disney ihnen die Rechte an ihren Figuren nicht zugestehen wollte. Mittlerweile wird die Disney-Direktorin Elisabetta Gnone als alleinige “Entwicklerin“ der Serie genannt, während Barbucci und Canepa große Erfolge mit Comics wie Monster Allergy, Sky Doll, Ekhö-Spiegelwelt oder End feiern.

Auch ohne Barbucci und Canepa lief W. I. T. C. H. erfolgreich weiter und wurde 2004 auf dem Comic Salon in Erlangen als beste Serie für Kinder und Jugendliche ausgezeichnet. Ab 2013 wurden keine weiteren Comics produziert und aktuell startet W. I. T. C. H. bei Egmont als voluminöse Hardcoverausgabe mit den klassischen Comics neu.

Heiner Lünstedt

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Micky und die tausend Karlos

Seit 2016 veröffentlicht der französische Verlag Glénat edel aufgemachte Disney-Comics, die kunstvoll von Individualisten wie Cosey, Régis Loisel, Nicolas Keramidas oder Tébo gezeichnet wurden und von Micky Maus erzählen.

Dies ist auch beim neusten Band der Fall, der genau wie zuvor schon Micky in der alten Welt wieder in einem mittelalterlichen Fantasy-Ambiente angesiedelt ist. Dies ermöglich es Mickys Gegenspieler Kater Karlo, der hier genau wie zu Beginn seiner Zeichentrick-Karriere ein Holzbein hat, gleich hundertfach (der Titel des Comics übertreibt ein wenig) auftreten zu lassen.

Die mit knapp 80 Seiten fast schon epische Geschichte, in der anfangs auch Minnie vervielfältigt wird, stammt von Jean-Luc Cornette, der am Anfang seiner Karriere auch als Zeichner tätig war. Mittlerweile ist der Belgier ein vielbeschäftigter Autor, dessen Comics wie die Biografien zu Frida Kahlo und Gustav Klimt, bei uns noch nicht erschienen sind. Demnächst werden jedoch seine Alben, die Jacques Martins Serie Jhen fortsetzen, in einer Gesamtausgabe von Kult Comics veröffentlicht.

Die etwas schlicht gehaltenen Zeichnungen stammen vom 1966 in Beirut geborenen Thierry Martin, der es sich nicht nehmen lässt allerlei Nebenfiguren wie den Zauberer Klodomir oder König Ladislaus den Naschhaften recht individuell zu designen, anstatt wie sonst bei Disney üblich bekannte Figuren in mittelalterliche Klamotten zu stecken.

In seinen gar nicht so wenigen guten Momenten erinnert Mickey et les mille Pat an Peyos Schlumpf–Comics. Doch während Cornettes Geschichte besser ist als dies bei den meisten Disney-Comics von Glénat der Fall ist, fehlt dem Artwork von Martin, trotz schöner doppelseitiger Wimmelbilder, ein wenig das gewisse Etwas.

Heiner Lünstedt

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Donald macht Ferien

Seit 2016 veröffentlicht der französische Verlag Glénat edel aufgemachte Disney-Comics, die kunstvoll von Individualisten wie Cosey, Régis Loisel oder Tébo gezeichnet wurden und von Micky Maus erzählen. Ausnahmen wie Donald‘s Happiest Adventures von Lewis Trondheim und Nicolas Keramidas bestätigten diese Regel.

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In einer zweiten Welle folgten Alben, in denen Disney-Routiners die Möglichkeit gegeben wurde,  durch prachtvoll in Szene gesetzte Geschichten zu zeigen, was in ihnen steckt. Das Resultat waren etwas wirr erzählte, aber wunderschön anzusehende Geschichten, wie Micky Maltese von Giorgio Cavazzano oder Micky in der alten Welt von Silvio Camboni und Denis-Pierre Filippi.

Donald macht Ferien

Aktuell steuerten Federico Bertolucci und Frédéric Brrémaud einen Band zur Glénat-Reihe bei. Das Duo begeisterte zuvor durch die bei uns bei Popcom erschienene Serie Love, die grandios in Szene gesetzte Liebesgeschichten aus der Tierwelt erzählt. Auch Les vacances de Donald kommt ganz ohne Worte aus, ist aber alles andere als eine Love Story. Vielmehr wird davon erzählt, wie der zu Wutausbrüchen neigende Enterich versucht dem Lärm der Großstadt zu entkommen und erleben muss, dass es auch in der freien Natur alles andere als stressfrei zugeht…

Donald macht FerienDie Hauptinspirationsquelle zu Brrémauds Story und Bertolucci großartigen Bildern waren Disneys klassische Animations-Kurzfilme. Der Auftakt des Comics mit Donald, der nicht einschlafen kann, lässt an den Cartoon Drip Dippy Donald von 1948 denken. Die Bären des Waldes erinnern an Rugged Bear und eine Horde von Ameisen transportiert den schlafenden Donald wie in Tea for two hundred von seinem Zelt weg. Ahörnchen und Behörnchen alias Chip an′ Dale fühlen sich in Donald macht Ferien, wie zuvor bereits in zahlreichen Animationsfilmen, von Donald gestört. Auch dass das Album in weniger als zehn Minuten durchgelesen bzw. durchgeblättert ist, erinnert an die Disney-Cartoons.

Heiner Lünstedt

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