Zwischen 1977 und 1983 brachte die Comiclegende André Franquin (Gaston) zunächst für Le Trombone illustré und, nachdem diese Beilage des Magazins Spirou eingestellt wurde, für die Zeitschrift Fluide Glacial einige für seine Verhältnisse ungewöhnlich düstere Geschichten in Schwarzweiß zu Papier.
Franquins bitterböse Darstellungen von Jägern, Militärs und blindem Fortschrittsglauben sind sehr eindringlich und leider zeitlos. Die Comics hinterlassen beim Leser den Eindruck sehr viel mehr zu sein, als nur der Vorwand für makabre Schlusspointen. Franquin war es gelungen den passenden Zeichenstil für härteren Comic-Tobak zu finden, den er in seinem ausgereiften Gaston-Funnystil nur schwerlich an den Leser bringen konnte. Seine Figuren sind dabei viel mehr als nur Silhouetten, denn sie verfügen innerhalb ihrer Schwärze über zusätzliche Konturen.
Franquin betonte immer wieder, dass keinerlei Zusammenhänge zwischen diesen Idées Noires und seinen damaligen Depressionen oder Nervenzusammenbrüchen bestehen, denn diese “dennoch neckischen“ Comics sind “nichts anderes als ein Ulk“.
Zum 40. Geburtstag der Reihe veröffentlichte Carlsen mit Es waren einmal Schwarze Gedanken eine faszinierende Mischung aus Sachbuch und Comicalbum. Auf 120 Seiten kamen schwarze Hommagen von Künstlern wie Marcel Gotlib (Die Dingodossiers), Édika, Luz oder Goossens zum Abdruck. Doch leider war nur eine Auswahl der Schwarzen Gedanken von Franquin enthalten.
Doch zum 100. Geburtstag des 1997 verstorbenen Künstlers präsentiert Carlsen eine optimal aufgemachte Ausgabe mit allen Schwarzen Gedanken. Die Comicseiten wurden anhand der Originalzeichnungen überarbeitet und beim Layout wurde sich an den Erstveröffentlichungen orientiert. Als Bonus enthält der Band interessante Auszüge aus Gesprächen mit Franquin und sieben Seiten mit Skizzen.
Heiner Lünstedt
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