Der Animationskünstler Andreas Deja, der vom 19. bis 22. Juni 2025 Gast auf dem Comicfestival München Gast sein wird, hat ein Faible für Raubkatzen. Seit er im Alter von elf Jahren den Zeichentrickfilm Das Dschungelbuch im Kino gesehen hat, wusste er, dass er bei Disney arbeiten wollte. Speziell die vom Meister-Animator Milt Kahl gezeichnete Darstellung des Tigers Shir Khan hatte es ihm angetan.
Einige Jahre später, längst im Disney-Trickfilmstudio angekommen, durfte er schließlich den finsteren Löwen Scar in Der König der Löwen animieren. 2011 erweckte er Winnie Puuhs wesentlich freundlicheren gestreiften Plüschtier-Kumpel Tigger zum Leben.
Wieder einige Jahre später findet Andreas Deja, laut eigener Aussage, zu seiner eigenen Stimme. Der Trickfilm Mushka ist während der Pandemie mit der Unterstützung durch ehemalige Kollegen entstanden. Hier konnte sich Deja seinen Lebenstraum erfüllen. Er führte Regie, produzierte und fungierte als Supervising Animator. Inspiriert zur Grundidee wurde Deja durch ein Bild des deutschen Zeichners und Malers Heinrich Kley, das eine Frau zeigt, an die sich ein Tiger lehnt.
Aus der Frau wurde das ukrainische Mädchen Sarah, das ein Tigerbaby in den Wäldern findet und aufzieht. Das Drama nimmt seinen Lauf, als der Vater des Mädchens den Tiger beim Kartenspiel verliert. Die angeblichen neuen Besitzer, raue mit Gewehren bewaffnete Männer, machen Jagd auf Mushka und nur eine Flucht scheint das Überleben des Tigers noch zu sichern…
Andreas Deja hat Raubkatzen studiert. Das ist seiner Darstellung von Mushka deutlich anzumerken. Trotz seiner Liebe zu Sarah bleibt der sibirische Tiger ein gefährliches Geschöpf. Da sitzt jeder angespannte Muskel und jede noch so kleine Bewegung ist exakt von der Realität abgeschaut. Doch auch die übrigen Charaktere überzeugen auf voller Linie, allen voran Sarah, deren Wandlung vom Kind zur jungen Frau feinfühlig dargestellt wird.
Großartig sind der skizzenhafte Strich der Zeichnungen, die meisterliche Animation, das Acting, die stimmungsvolle Hintergrundgemälde, der Score von Fabrizio Mancinelli und das Erkennungslied für Mushka. Dieses wurde von keinem geringeren als Richard M. Sherman komponiert, der nicht nur bei Mary Poppins, sondern auch schon beim Dschungelbuch liedertechnisch für Stimmung sorgte.
Alles greift nahtlos ineinander über und unterstützt die Dramatik der Geschichte. Es ist das Ergebnis von über dreißig Jahren Erfahrung bei Disney, gepaart mit einer persönlichen Handschrift und einer Liebe für Raubkatzen. Andreas Deja ist ein Meisterwerk gelungen!
Matthias Schäfer