Der Künstler heißt mit vollem Namen Francisco Raúl Cáceres Anillo und wurde am 20. Februar 1976 in Córdoba, Spanien geboren.
Er studierte Kunst in Sevilla und Granada, bevor er 1999 mit Elizabeth Bathory seinen ersten professionellen Comic publizierte. Seit 2007 arbeitet er für den US-Markt.
Beim Dantes Verlag liegen von ihm vor: Gravel (nach einem Szenario von Warren Ellis und Mike Wolfer), Crécy (Ellis), Captain Swing und die elektrischen Piraten von Cindery Island (Ellis), Code Pru (Garth Ennis) und zuletzt Arn. Des weiteren ist sein aktuelles Werk Die Schlacht von Simancas zur Zeit in Vorbereitung.
„Es war eine große Ehre für mich, mit einem Genie wie Warren Ellis an Gravel arbeiten zu dürfen“, meinte Cáceres 2007. „Seine Skripte sind großartig und ich gebe mir große Mühe, in seinen Kopf zu kriechen, um all das zeichnen zu können, was er beim Schreiben vor Augen hat.
Übrigens: Am Anfang mochte ich William Gravel nicht besonders – zu viel Testosteron. In meinen eigenen Comics waren die Hauptfiguren immer weiblich, es waren die Femmes Fatales, die die Prügel verabreicht haben. Aber Gravel ist dann doch irgendwie anders als die übliche ‚Männer ohne Hirn’-Mixtur, wahrscheinlich wegen der Magie.“
Der Dantes Verlag hat Raúlo Cáceres vom 19. bis 22. Juni 2025 zum Comicfestival München eingeladen und er wird seinen neuen Comic Die Schlacht von Simancas präsentieren.
Andreas Deja war als Animationskünstler maßgeblich beteiligt an der zweiten goldenen Ära des Disney-Zeichentrickfilms. Als Chefzeichner entwarf er legendäre und schillernde Charaktere, wie den schurkischen Großwesir Dschafar aus Aladdin, den eitlen Gaston aus Die Schöne und das Biest oder den intriganten Scar aus Der König der Löwen.
Deja wurde 1957 in Danzig geboren und wuchs ab 1958 in Dinslaken auf. Nachdem ihn bereits einige Micky-Maus-Cartoons im Fernsehen sehr beeindruckt hatten, inspirierte ihn ein Kinobesuch des Disney-Klassikers Das Dschungelbuch im Alter von elf Jahren dazu, seine Zeichnungen an die Walt Disney Studios zu senden.
Als Antwort wurde ihm für eine Zukunft als Animator empfohlen, nicht Disney-Figuren zu kopieren, sondern erst einmal als eigenständiger Künstler die Realität abzubilden. Deja befolgte den Rat und absolvierte ein Grafikstudium an der Folkwang Hochschule in Essen. Danach bewarb er sich erneut bei Disney. Er wurde zu einem Probezeichnen eingeladen und engagiert.
Unter der Leitung von Disney-Legende Eric Larson absolvierte er ein innerbetriebliches Trainingsprogramm und konnte seine Fähigkeiten erstmals bei der Produktion Taran und der Zauberkessel einsetzen. Es folgten Basil, der große Mäusedetektiv und die sehr erfolgreiche Disney/Spielberg- Produktion Falsches Spiel mit Roger Rabbit, bei der Deja als einer der leitenden Hauptzeichner fungierte. Danach jagte ein Disney-Klassiker den nächsten: Arielle: Die Meerjungfrau, Die Schöne und das Biest, Aladdin, Der König der Löwen, Hercules oder Fantasia 2000. Deja spezialisierte sich auf das Entwerfen und von Schurken. Aber auch liebenswerte Charaktere meisterte er mit Bravour, etwa die kleine Lilo in Lilo und Stitch oder die schrullig-nette Mama Odie in Küss den Frosch.
Deja sieht sich in der Tradition der „Nine Old Men“, jener Gruppe von legendären, stilbildenden Disney-Animatoren, zu denen auch Eric Larson gehörte. Speziell Milt Kahl und dessen Darstellung des Tigers Shir Khan aus Das Dschungelbuch haben es ihm angetan.
Auch nachdem Disney 2010 aufgehört hatte Zeichentrickfilme zu produzieren, blieb Andreas Deja seiner Liebe zur gezeichneten Animationen treu. Dies galt auch für seine Verehrung von animierten Raubkatzen. Unter dem Titel Mushka produzierte er 2023 einen halbstündigen Trickfilm über ein ukrainisches Mädchen, das ein Tigerbaby aufzieht.
Auch außerhalb eigener Animationsprojekte hat Andreas Deja alle Hände voll zu tun. So stellte er in Zusammenarbeit mit dem Disney Family Museum Ausstellungen und Bücher über Micky Maus oder über die Produktionsgeschichte von Das Dschungelbuch zusammen.
Andreas Deja wird vom 19. bis 22. Juni 2025 zu Gast auf dem Comicfestival München sein.
Am 29. Oktober 1959 erlebte in der ersten Ausgabe des Comicmagazins Pilote nicht nur Asterixseine Premiere, sondern auch eine weitere ebenfalls von Albert Uderzo gezeichnete Serie startete hier im wahrsten Sinne des Wortes durch.
Auch die Abenteuer der tollkühnen französischen Militärpiloten Michel Tanguy und Ernest Laverdure haben mittlerweile Klassikerstatus. Die Serie inspirierte zwei TV-Serien, sowie den aufwändigen französischen Kinofilm Sky Fighters.
Albert Uderzo blieb allerdings nur kurz an Bord und löste nach acht detailfreudig zu Papier gebrachten Alben mit Tanguy und Laverdure den Schleudersitz aus. Ein Wochenpensum von fünf Comicseiten pro Woche für Asterix und die Fliegerserie war für ihn nicht mehr zu bewältigen. Daher fragte er bei Joseph Gillain alias Jijé an, ob er die Serie übernehmen wolle. Zu Uderzos Überraschung war der Schöpfer von Comicerfolgen wie Valhardioder Jerry Springbereit in seine Fußstapfen zu treten.
Uderzo stand bei der Übergabe mit Rat und Tat zur Seite. Diese Zusammenarbeit beim Album Sondereinsatz resultierte in einigen höchst amüsanten und lässig in Szene gesetzten Slapstick-Aktionen, bei denen sich der tollpatschige Laverdure als Wintersportler versuchte.
Uderzo hielt es jedoch für keine gute Idee, dass Jijé das nach und nach das Aussehen von Tanguy und Laverdure änderte, damit sie den Darstellern Jacques Santi und Christian Marin (Der Gendarm von Saint Tropez) ähneln, die deren Rollen seinerzeit in der erfolgreichen TV-Serie Les Chevaliers du ciel spielten. Uderzo hatte damit nicht ganz unrecht, denn die TV-Serie ist heute vergessen, während Comics mit Tanguy und Laverdure immer noch erscheinen.
Ein gutes Beispiel ist die optimal zusammengestellte Collector’s Edition von Egmont. In den frei ersten Bänden kamen alle von Albert Uderzo gezeichneten Fliegercomics zum Abdruck. In der vierten Hardcoveredition sind nicht nur die ersten beiden albenlangen Geschichten von Jijé enthalten, sondern auch noch drei in Schwarzweiß gezeichnete Comics, die in der 1968 und 1969 in der kurzlebigen Taschenbuchreihe Super Pocket Pilote veröffentlicht wurden.
Diese jetzt im Albumformat abgedruckten Stories sind für Comicfreunde sehr interessant. Die erste, recht humoristische Geschichte erzählt davon, wie sich Michel Tanguy und Ernest Laverdure erstmals trafen. Soviel sei gespoilert: Es war nicht gerade Freundschaft auf den ersten Bilck. Die zweite Geschichte Flugzeug in Flammen ist ebenfalls recht amüsant und zeigt die Piloten im amourösen Zweikampf.
Bemerkenswert ist die letzte Kurzgeschichte Ein Pilot tappt in die Falle, denn diese Story wurde von Jijé plastisch mit Grautönen „koloriert“. In der interessant zusammengestellten Einleitung des Buchs kommt auch eine in Spanien veröffentlichte Alternativversion der ersten Comicseite dieser Geschichte zum Abdruck, Diese wurde knallbunt eingefärbt und dabei auch noch zensiert, denn ein Transistorradio wurde so verschoben, dass sich dahinter jetzt das zuvor gut zu sehende Bikinioberteil einer jungen Dame befindet.
2021 bereicherte Disney+ das Marvel Cinematic Universe in Windeseile durch drei höchst unterschiedliche Serien. WandaVision beschäftigt sich erstaunlich raffiniert und verspielt mit der Love Story zwischen Wanda Maximoff und dem Androiden Vision alias J.A.R.V.I.S.
Deutlich konventioneller kommt The Falcon and the Wintersoldier daher. Präsentiert wird ein auf knapp sechs Stunden gestreckter Spielfilm mit großartiger Action am Anfang und Ende, etlichen Durchhängern im Mittelteil, sowie niedrigkarätigen Gastauftritten (Black Panthers glatzköpfige Wachen, Captain Americas Nachbarin und Daniel Brühl).
Hinzu kam noch eine Serie über Thors Halbbruder, die bei dem Moment ansetzt, in dem sich Loki mitsamt des Tesserakts aus Avengers: Endgame verabschiedete. Er geriet in die Fänge der TVA (Time Variance Authority), einer Organisation, die darüber wacht, dass niemand von der Zeitachse abweicht.
Dort arbeitet ein gewisser Mobius M. Mobius, den Hochzeits Crasher Owen Wilson mit voller Starpower sehr charmant verkörpert und der ein interessanter Gegenpart zum Loki-Darsteller Tom Hiddleston ist. Hinzu kommt ein teilweise sehr schön verspielter 70er-Jahre-Look und skurriler Humor, irgendwo zwischen Doctor Who und Terry Gilliam.
Loki ist die erste Serie von Disney+, die für den heimischen Player veröffentlicht wird. Das limitierte optisch sehr hübsch aufgemachte Steelbook mit drei beigelegten Postkarten hat jedoch seinen Preis, denn es wird bisher nur als Kombi-Box mit zwei Blu-rays UND zwei 4K-UHD-Scheiben angeboten.
Auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen. Geboten werden diese Dokus: „Die Erschaffung der TVA“ (5:43 min), Pannen vom Dreh (1:21 min), Zwei zusätzliche Szenen (4:59 min), Das offizielle TVA-Einführungsvideo – Miss Minutes erklärt das Innenleben der TVA-Zeitleiste (1:46 min), „Versammelt“ – Ein 63-minütiges sehr interessantes Making-Of.
Projektor im HP8 – Sonntag den 11. Juni 2023 – 19:00 Uhr – EINTRITT FREI
In Frankreich ist er ein Superstar: Joann Sfar, geboren 1971, Comic-Autor, Zeichner, Romancier und Filmemacher. Seinen größten Erfolg feiert er zur Überraschung seines Verlegers Dupuis ausgerechnet mit einem Comic über das Judentum in Algerien: Die Katze des Rabbiners. Übersetzt in mehr als 10 Sprachen macht ihn die weiter laufende Serie auch international bekannt.
Thomas Hausmanninger, Autor der bislang umfassendsten Buchmonographie über Joann Sfar, stellt in seinem Vortrag die Serie vor und führt in die jüdischen Themen und das jüdische Denken darin ein. Der unwiderstehliche Charme der Comics von Joann Sfar wird dabei fassbar + fühlbar.
Lange hat es gedauert. Bereits 2010 erschien in Ausgabe 6 und 7 der Monats-Zeitung COMIX die ersten 20 Seiten von Vasmers Bruder. Doch David von Bassewitz war mit seinen Zeichnungen nicht zufrieden und hat sie noch einmal komplett neu gezeichnet. Das Resultat gibt ihm absolut recht. Während die in COMIX abgedruckten schwarzweißen Seiten auf ihre rohe Art durchaus überzeugen konnten, sind die im fast vier Jahre später erschienenen Hardcover-Album veröffentlichten Zeichnungen sehr viel mehr als die ersten Fingerübungen eines talentierten Newcomers.
Beim ersten Durchblättern ist auf den düsteren Seiten des Albums kaum etwas zu erkennen, doch bei der Lektüre des Buches ist dann plötzlich doch alles da. Es braucht schon sehr viel Talent um mit derart reduzierten finsteren Bildern auf denen nur sehr selten Licht ins Dunkle kommt, so viel auszudrücken, wie es David von Bassewitz in Vasmers Bruder gelingt. Doch vor allem braucht es auch eine Geschichte, die es wirklich wert ist erzählt zu werden. Einmal mehr – nach seinen Mörder-Balladen Giftund Haarmann sowie dem etwas leichtfüßigeren Nachkriegs-Jugend-Drama Böse Geister – erweist sich Peer Meter als begnadeter Comic-Autor.
Aufhänger der Geschichte ist wieder ein Serienmörder aus längst vergangenen Zeiten, doch Meter siedelt seine Geschichte hauptsächlich im heutigen Polen an. Dort im Städtchen Ziebice, das einst als Münsterberg zum Deutschen Reich gehörte, trieb Karl Denke sein Unwesen. Der von seinen Nachbarn für einen harmlosen Kauz gehaltene Denke ermordete zwischen 1903 und 1924 mindestens 30 Menschen. Er verarbeitete deren Haut zu Schnürsenkeln oder Hosenträger und verkaufte ihr Fleisch angeblich auf dem Wochenmarkt. Da Denke nach seiner Ergreifung Selbstmord beging und auch um zu vertuschen, dass die örtlichen Stellen jahrzehntelang nichts bemerkt hatten, wurde in dem Fall danach nur noch sehr halbherzig weiter ermittelt.
Der Comic erzählt von einem gewissen Martin Vasmer, der versucht seinen Bruder Hans-Georg aufzuspüren, der in Polen für einen privaten TV-Sender Recherchen in Sachen Karl Denke anstellte. Martin erhielt seltsame SMS von seinem Bruder, konnte ihn aber telefonisch nicht erreichen. Daher bricht er auf ins verschneite Ziebice. Dort trifft er einen gewissen Sadowski, der Karl Denke für einen “in jeder Hinsicht faszinierenden Menschen“ hält und sich jeden Tag auf Spurensuche in dessen Haus begibt. Martin Vasmer ist ebenfalls nicht unempfänglich für Serial-Killer-Begeisterung und es erscheint ihm so als wenn in Ziebice der Geist von Denke noch sehr lebendig ist. Meter und von Bassewitz gelang eine ebenso spannende wie atmosphärisch düstere Geschichte, die auch davon erzählt, dass ganz schlimme Untaten nie wirklich verjähren.
Unter dem Motto “Vieles ist genau so passiert, einiges ganz anders“ erzählt der 1979 in Teheran geborene Hamed Eshrat (Nieder mit Hitler) eine Variante seiner in der westfälischen Provinz verbrachten Jugend.
Man könnte vermuten, dass es sich hierbei um eine Art Prequel zu Eshrats mit Nick Hornbys High Fidelity liebäugelnden Berlin-Comic Venustransit handelt. Doch Coming of H ist anders, lockerer in den entspannten Momenten und ernsthafter, wenn es mal tragisch zugeht.
Dadurch dass sich der Hamed im Comic, genau wie seine Mitschüler für Skaten, Graffitis, Kiffen und Mädchen interessiert und auf LPs oder Mixtapes dieselbe Musik hört, scheint bei ihm die Integration recht gut geklappt zu haben.
Doch das sehen die Eltern mancher Mitschülerinnen und die örtlichen Neonazis anders. Außerdem lebt Hamed immer noch bei seiner Familie und wird daher täglich damit konfrontiert, dass sein Vater körperlich zwar in Deutschland angekommen ist, sein Kopf sich aber immer noch im Iran befindet.
Eshrat bezeichnet seinen Comic als eine “Verdichtung mehrerer Lebensphasen“, was erklärt, warum darin nicht nur etliche lustige, zu Herzen gehende oder auch traurig machende Momente aneinandergereiht werden. In einem ebenso lockeren wie ausgereiften Zeichenstil wird scheinbar ganz nebenbei von einem jungen Menschen erzählt, der versucht seinen Platz im Leben zu finden und am Ende der Geschichte (Vorsicht Spoiler!) die Enge der Provinz hinter sich lässt.
Eine Figur wie der grimmige Punisher passt nur bedingt in ein von Disney erworbenes Marvel-Universum, zumal sich reale Söldner und zweifelhafte Gruppierungen mit dessen Totenkopf-Emblem schmücken. Daher wurden in den USA ab 2019 keine weiteren Comics mit dem Rächer Frank Castle veröffentlicht.
Doch jetzt gibt es einen Neustart, der die umstrittene Figur neu definieren soll. Mit Jason Aaron wurde keine schlechte Wahl getroffen, denn dieser hatte bereits einige Punisher-Comics geschrieben, die Steve Dillon zeichnete. Dillon brachte mit Welcome Back, Frank die wohl beste Frank-Castle-Storyline aller Zeiten zu Papier, die gerade bei Panini im Rahmen einer Gesamtausgabe der von Garth Ennis geschriebenen Punisher-Comics neu veröffentlicht wurde.
Aarons Punisher-Neustart The King of Killers macht einen etwas durchwachsenen Eindruck, ist aber zum Glück auch nicht der Versuch die Figur zum Disney-Prinzen zu machen. Frank Castle gerät in die Fänge des Ninja-Kults Die Hand, den einst Frank Miller für eine Daredevil-Serie erfunden hatte. Die Erzpriesterin der weltweit operierenden Organisation möchte den Punisher anheuern und hat als Argumentationshilfe dessen ermordete Familie revitalisiert…
Der vorliegende Band enthält nur die erste Hälfte von Aarons Miniserie, macht aber nur bedingt gespannt auf die Fortsetzung. Grafisch ist die Chose jedoch nicht uninteressant, was weniger an den routinierten realistischen Zeichnungen von Star-Wars-Zeichner Jesús Saiz liegt.
Sehr viel interessanter sind die von Paul Azaceta (Outcast) in einem völlig anderen experimentellen Stil realisierten Rückblenden, in denen Aaron interessante Details aus der Jugend von Frank Castle nachliefert. Ob er auch etwas Bedeutendes zur Zukunft des Punishers beisteuern wird, bleibt noch abzuwarten. Das neue Totenkopf-Emblem mit Hörnern ist jedenfalls nicht der Bringer…
Im sogenannten Golden Age (1938 – 1955) des Superhelden-Comics wurden nur ein oder zwei Seiten benötigt um die Entstehungsgeschichte von Superman oder Batman zu erzählen. Als Marvel sein Silver Age (1956 – 1972) einläutete verwendete der Verlag nur unwesentlich mehr Raum darauf, um zu erklären, wie die Fantastischen Vier durch einen Raketenabsturz ihre Superkräfte erhielten.
Doch im August 1962 erzählten Stan Lee und Steve Ditko in Amazing Fantasy 15 schon etwas ausführlicher, wie der junge Peter Parker von einer radioaktiven Spinne gebissen wurde und erfuhr, dass die so erlangte Macht auch große Verantwortung mit sich bringt. Erst nach sechs Comicseiten ist erstmals das rotblaue Spinnenkostüm zu bewundern. Doch ein absolutes Novum stellte das im Oktober 2000 erschienene erste Heft der Serie Ultimate Spider-Man dar. Obwohl es mit 46 Comicseiten doppelt so dick wie die meisten US-Hefte war, konnte diesmal das Spider-Man-Kostüm nur auf dem Cover bewundert werden.
Im Innenteil lassen sich der neue US-Starautor Brian Michael Bendis und der Zeichner Mark Bagley (Spider-Man: Die Geschichte eines Lebens) sehr viel Zeit um Peter Parkers Alltag zu schildern. Der hochintelligente Schüler wird als Bücherwurm verlacht. Trost und Liebe findet er jedoch bei Onkel Ben und Tante May, sowie bei seiner Mitschülerin Mary Jane, die er in der klassischen Spider-Man-Serie erst sehr viel später kennenlernen sollte.
Erst am Ende des ersten Ultimate Spider-Man-Hefts erkennt Peter Parker, dass er Superkräfte besitzt und klebt an der Decke. Ein Kostüm hingegen ist noch lange nicht in Sicht. Dadurch, dass jeder Leser bereits weiß, dass Parker noch tolle Dinge im Spinnen-Outfit erleben wird, kann sich Bendis natürlich sehr viel mehr Zeit mit Peter Parkers Geschichte lassen und diese sensibler vertiefen als dies Stan Lee 1962 beim erstmaligen Vorstellen eines neuen Helden möglich war.
Die Serie schlug in den USA wie eine Bombe ein. Das erste Heft war sofort ausverkauft und wird mittlerweile hoch gehandelt. Marvel ließ dann anschließend Die Ultimativen X-Men, Die ultimativen Fantastischen Vier und dann auch noch The Avengers als Die Ultimativenauf die Leserschaft los. Bendis und Bagley schufen in 18 Jahren 111 Heften mit ihrem Ultimate Spider-Man.
Diese Serie veröffentliche bei Panini zunächst in 19 Sammelbänden. Ab September 2022 startete Die ultimative Spider-Man-Comic-Kollektion. Im Zweiwochentakt erscheinen 35 Hardcover-Bände mit einem durchgehenden Panorama-Buchrücken, der “mächtig Schwung ins Bücherregal“ bringen soll.
Am Donnerstag, 22. September um 19.00 Uhr wird die Ausstellung mit einem Künstlergespräch mit Frank Schmolke eröffnet. Dieses findet im Vortragssaal Projektor im Erdgeschoss des HP8 statt. Der Eintritt ist ebenfalls frei. Anschließend gibt es in der Ausstellung eine Signieraktion.
Das Comicfestival München findet im Juni 2023 in der Münchner Stadtbibliothek im HP8 statt. Dort gibt es bereits in diesem Jahr eine Comicveranstaltung. Im Zentrum stehen zwei Werke von Frank Schmolke, die auch außerhalb der Comicbranche viel Aufmerksamkeit erfahren haben.
Frank Schmolke: Nachts im Paradies
Timur Vermes attestiert dem Künstler: „Er beschleunigt geschickt die Action, verzögert genüsslich Gefühliges und Grusliges, er verarbeitet sogar das Papier der Seiten zu Special Effects.“ (Den kompletten Text des Autors von Er ist wieder da finden Sie unten.)
Wenn “Auftragsflauten oder finanzielle Krisen“ herrschten, arbeitete Frank Schmolke als Taxifahrer. Dabei entstanden erste Skizzen zu Nachts im Paradiesim Taxi. Basierend auf eigenen Erlebnissen erzählt Schmolke vom Taxler Vincent, der sich während des Oktoberfests hohe Umsätze erhofft.Die Spontanität seiner Skizzen verarbeitete Schmolke zu einer spannenden Geschichte, die mit Jürgen Vogel verfilmt wird.
Sebastian Fitzek wäre wohl “ohne Abenteuer von Superhelden, Galliern oder Enten“ kein Autor geworden. Daher war er sehr gespannt auf eine Comic-Adaption seines Thrillers Der Augensammler. Schmolke setzt diesmal Farbe ein. Auch dies funktioniert bestens, weil die Kolorierung dabei hilft, Stimmungen zu vermitteln. Timur Vermes meint, dass durch die Farbe Schmolkes „schmutzig verschneites Berlin nicht bunter, sondern kälter“ wird.
Eine vom Kulturreferat der LH München geförderte und von Michael Khambekar vom Comicfestival München kuratierte Ausstellung zeigt – genau dort, wo Krimis und Comics ausgeliehen werden können – ausgewählte Sequenzen aus Nachts im Paradies und Der Augensammler.
Am Donnerstag, 22. September um 19.00 Uhr wird die Ausstellung des Comicfestival München mit einem von Heiner Lünstedt, dem Leiter des Comicfestival München moderierten, Künstlergespräch eröffnet. Sie können Frank Schmolke hier z. B. fragen, ob Sebastian Fitzek der Augensammler-Comic gefallen hat. Anschließend gibt es in der Ausstellung eine Signieraktion, bei der Frank Schmolke für die Besucherinnen und Besucher zeichnet.
Timur Vermes: Der Augensammler existiert in München
Frank Schmolke heißt er. 1967 hier geboren, zeichnet seit 20 Jahren, aber seit drei Jahren sammelt und öffnet er mehr Augen denn je. 2019 machte sein düsterer Hingucker „Nachts im Paradies“ das Wegschauen unmöglich. Denn die Taxifahrer-Ballade überraschte mit einem anderen, unbekannten München: die „Weltstadt mit Herz“ als schwarz-weißer Mega-Klotz aus abweisenden Glastürmen und vielspurigen Betonschneisen.
Nassgrau, im Herbst, voller Oktoberfestzombies, Zuhälter, Nutten.
Faszinierend unbehaglich.
„Nachts im Paradies“ gewann den renommierten Rudolph Dirks Preis, überzeugte Kritik und Leser – und öffnete Schmolke neben Herzen auch Türen. 2020 präsentierte er die Comic-Variante des deutschen Superhelden-Film „Freaks“, jetzt interpretiert er Sebastian Fitzeks Topseller „Der Augensammler“. Für Schmolke eine Gelegenheit, um mit großer Spielfreude noch finsterer zu werden.
Zerbrochene Menschen und ein kaputter Held, der dem eigenen Kopf misstraut. Schmolke zitiert den film noir und Nosferatus Schattenwelten.
Er beschleunigt geschickt die Action, verzögert genüsslich Gefühliges und Grusliges, er verarbeitet sogar das Papier der Seiten zu Special Effects. Er inszeniert wirkungsvoll Fitzeks bizarre Schockmomente,
Kategorie: „Das Schweigen der Lämmer“. Und obwohl Schmolke erstmals seit längerem wieder Farben nutzt, wird sein schmutzig verschneites Berlin dadurch nicht bunter, sondern kälter. Eine Gelegenheit, Fitzek neu zu entdecken, anders zu entdecken. Mit einem besonderen Vorteil hier, in Ihrer Bibliothek.
Denn hier stehen beide Versionen im Regal nebeneinander. Spannung links, Comic rechts.
Made in Berlin vs. Made in München – vergleichen Sie’s selbst.
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