Böse Geister

Nach Gift und Haarmann und noch vor dem Erscheinen von Vasmers Bruder erzählte Peer Meter ausnahmsweise einmal keine Mörder-Ballade. Hauptfigur in Böse Geister ist der 60-jährige Harry Wallmann, der jenes Stadtviertel in dem er groß geworden ist, noch einmal aufsucht, bevor es abgerissen wird. Dabei kommen Erinnerungen auf, die meistens alles andere als angenehm sind.

Böse Geister

Harry Wallmann erinnert sich daran, wie er als kleiner Junge durch seine Vorliebe für Grusel-Romanhefte nicht nur den Spitznamen “Gespenster-Harry“, sondern auch immer wieder Ärger mit seinem gestrengen Schuldirektor Herrn Müller-Naujoks bekam. Dieser hatte im Krieg eine Hand verloren und ist auch für sein Lehrerkollegium alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse.

Böse Geister

Gute Erinnerungen hat Harry hingegen an den Ladenbesitzer Herrn Geffe, der ihn mit “Geschichten des Grauens“ versorgte und mit dem es ein halbes Jahrhundert später zu einem seltsamen Wiedersehen kommt…

Böse Geister

Gezeichnet wurde Böse Geister von Gerda Raidt, die bisher hauptsächlich als Illustratorin von Kinderbüchern aufgefallen ist. Ihr Bilderbuch Die Straße erzählt auf großformatigen Doppelseiten davon, wie sich ein Stadtteil und seine Bewohner im Laufe der letzten 100 Jahre verändert haben.

Böse Geister

Daher ist sie eine gute Wahl um Peer Meters immer wieder die Zeitebene wechselnde Geschichte in klare aber auch atmosphärische Bilder umzusetzen. Der einzige Nachteil ist, dass das Buch sehr schnell durchgelesen ist. Doch die Bösen Geister spuken danach noch eine ganze Weile im Kopf des Lesers herum.

Heiner Lünstedt

„Böse Geister “ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Isabel Kreitz & Peer Meter: Haarmann

1924 wurde Fritz Haarmann hingerichtet nachdem er des Mordes an über 24 Jungen schuldig gesprochen wurde. Doch Haarmann lebte trotzdem einfach weiter, schon durch das Lied mit dem “kleinen Hackebeilchen“ aber vor allem durch Fritz Langs Filmklassiker M – Eine Stadt sucht einen Mörder sowie durch Götz Georges beängstigendes Psychogram des Massenmörders in Romuald Karmakars Der Totmacher.

1990 erschien bei Carlsen von einer vom Texter Peer Meter auf drei Bände angelegten und von Christian Gorny gezeichneter Haarmann-Serie lediglich der erste Teil. Doch nachdem Meter 2010 mit dem von Barbara Yelin gezeichneten Album Gift über die Bremer Giftmörderin Gesche Gottfried ein glanzvolles Comic-Comeback feierte, wurde – warte, warte nur ein Weilchen – auch Haarmann vollendet bzw. in einer Gesamtausgabe komplett neu angegangen. Danach widmete sich Peer Meter in Vasmers Bruder dem Serienmörder Karl Denke.

Isabel Kreitz & Peer Meter: Haarmann

Während Christian Gorny auf karge aber doch irgendwie beeindruckende (wenn auch nicht sonderlich lesefreundliche) Grafik setzte, hat Isabel Kreitz (Die Entdeckung der Currywurst, Der 35. Mai, Die Sache mit Sorge) die Geschichte des Massenmörders in ihrem ausgereiften Zeichenstil mit manchmal fast schon zu detailfreudigen schwarzweißen Bildern in Szene gesetzt.

Isabel Kreitz & Peer Meter: Haarmann
Isabel Kreitz

Ähnlich wie schon bei Gift lässt Peer Meter den Leser zwar auch über die Morde schaudern, aber noch mehr darüber, wie wenig die offiziellen Stellen unternommen hatten, um die Untaten zu verhindern. Im Falle Haarmann verfügte der auch als Spitzel für das Diebstahlskommisariat Hannover arbeitende Mörder gar über einen Polizeiausweis. Wenn die verzweifelt nach ihren verschollenen Söhnen suchenden Eltern von der Polizei wie Bittsteller von oben herab behandelt werden, verbreitet sich dabei fast ebenso viel Grusel wie bei der Vorstellung das Haarmann die örtlichen Gaststätten höchstwahrscheinlich mit Menschenfleisch beliefert hat.

Isabel Kreitz & Peer Meter: Haarmann

Sehr nah an historischen Tatsachen orientiert gelang Meter und Kreitz ein beängstigend faszinierender Blick in menschliche Abgründe.

Heiner Lünstedt

Diesen Comic bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Gift

Auf dem Bremer Domhof befindet sich inmitten des rötlichen Pflasters ein größerer schwarzer Basaltstein mit einem eingemeißelten Kreuz. Dieser ist unbekannten Ursprungs, wird jedoch von Bürgern der Hansestadt gerne angespuckt. Der Stein soll jene Stelle markieren an der am 21. April 1831 die letzte öffentliche Hinrichtung in Bremen stattgefunden hat. Vor den Augen von 35.000 Zuschauern wurde damals die 46-jährige Gesche Gottfried geköpft, die gestanden hatte, 15 Menschen (darunter ihre Eltern, Kinder und Ehemänner) mit “Mäusebutter“ (einem Gemisch aus Schmalz und Arsen) vergiftet zu haben.

Brasilianisches Cover

Über die Motive von Gesche Gottfried, die in der Nachbarschaft einen guten Ruf hatte und zahlreichen weiteren Mitmenschen nicht tödliche “Mäusebutter“-Dosierungen verabreichte, wird bis heute spekuliert. Der Autor Peer Meter veröffentlichte unter dem Titel Eine Bremer Tragödie nach Einsicht in die lange verschollenen Prozessakten ein Sachbuch in dem er – anders als bisher angenommen – die Gottfried nicht als berechnende Mörderin, sondern als psychisch kranke Frau darstellt. Auch den Bremer Bürgern und Autoritätspersonen weist Meter eine Teilschuld an den Taten zu, da es schon lange vor Gottfrieds Verhaftung reichlich Hinweise und Verdachtsmomente gab.

Gift

Peer Meter hat die Geschichte von Gesche Gottfried außerdem noch zu dem Comic Gift verarbeitet. Hier erzählt er von einer (unbenannt gebliebenen) Schriftstellerin, die genau zum Zeitpunkt als die Giftmörderin hingerichtet wurde, nach Bremen reist. Die junge Frau erlebt und erfährt eine höchst ungute Stimmung in der Stadt. Sie will dort eigentlich eine Reisebeschreibung über die Hansestadt verfassen, wird jedoch immer wieder mit Gesche Gottfried konfrontiert. Dem Comic ist auf jeder Seite anzumerken, wie sorgfältig Meter recherchiert hat und wie gut er sich in der Materie auskennt. Der Leser ist ebenso begierig wie die Hauptfigur darauf, herauszufinden, wie es zu den Morden kommen konnte. Die Kohlezeichnungen von Barbara Yelin (Channa MaronDas Wassergespenst von Harrowby Hall) sorgen für die richtige Stimmung.

Gift

Mit Gift kehrte Peer Meter nach 20-jähriger Pause zum Medium Comic zurück. 1990 erschien bei Carlsen von einer von der auf drei Bände angelegten und von Christian Gorny gezeichneten Serie über dem Serienmörder Fritz Haarmann lediglich der erste Teil. Doch plötzlich startete Meter voll durch und hatte gleich mehrere Comicprojekte am Start, darunter – wieder bei Carlsen – ein neuer Haarmann, diesmal gezeichnet von Isabel Kreitz (Rohrkrepierer) und komplett in einem Band.

Gift erschien 2011 auch in der Reihe Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels.

Heiner Lünstedt

„Gift“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Peer Meter & Rem Broo: Beethoven

Das Cover kündigt eine Biografie in Comicform über einen Künstler voller Schaffensrang an. Doch an genau so etwas hatte Peer Meter, der in Comics wie Haarmann, Gift oder Vasmers Bruder immer einen originellen Erzählansatz suchte, keinerlei Interesse.  Wie er im Nachwort dieses Buches erzählt hatte arte ihm angeboten “parallel zu einer Fernsehdokureihe über klassische Musiker eine kleine Graphic-Novel-Reihe“ zu produzieren.

Die Idee gefiel Meter auch nicht besser, nachdem ihm angeboten wurde ein Pseudonym zu verwenden. Die Sache kam nicht zustande, doch quasi als Abfallprodukt des gescheiterten Projekts erfuhr Meter einige amüsante Fakten über Ludwig van Beethoven und erzählt nun doch noch vom „unsterblichen Genie“. Allerdings geht es wenig um dessen Leben, sondern sehr viel mehr darum, was direkt nach seinem Tode geschah.

Peer Meter & Rem Broo: Beethoven

Als der Komponist 1827 in Wien starb, war es nicht unüblich, dass sich Bewunderer ein Scheibchen von ihrem Idol abschneiden wollten. So begann seinerzeit ein schwunghafter Handel mit Locken von verstorbenen Künstlern. Die Herkunft der Haarbüschel war zwar zweifelhaft, doch Beethoven wurde kahl beigesetzt und auch seine Gebeine inklusive Schädel waren begehrte Handelsware.

Peer Meter & Rem Broo: Beethoven

Neben dieser lukrativen Leichenfledderei beschreibt Meter auch, wie manche Menschen mit ziemlich dreisten Lügen versuchen, sich in die Biografie von verstorbenen Promis einzuschleichen, um etwas Ruhm abzugreifen. Die eigentliche Hauptfigur der Geschichte ist der (fiktive) französische Edelmann Louis Lefebvre, der eigentlich nach Wien reiste, um ein Autogramm von Beethoven zu bekommen. Zugleich erzählt er aber auch gerne, dass er angeblich höchstpersönlich verhindert hatte, dass Napoleon Bonaparte von Beethoven eine Symphonie gewidmet wurde.

Peer Meter & Rem Broo: Beethoven

Mit dem 1983 in Bukarest geborenen Rem Broo fand Meter den optimalen Zeichner für seine Geschichte. Diesem kommt seine Erfahrung als Architekt zugute, etwa wenn Louis Lefebvre die verschiedenen Orte aufsucht, an denen Beethoven (der angeblich in Wien fast achtzigmal umgezogen ist) gewohnt hat. Die stimmungsvoll von Broo eingefangenen Örtlichkeiten und seine treffsicher überzeichneten Figuren bringen die pointenreiche Erzählung zum Funkeln.

Heiner Lünstedt

Diesen Comic bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Matthias Schultheiss: Die Haie von Lagos

1986 betrat erstmals Patrick Lambert die Comic-Bühne. Trotz seines Monokels war sein Benehmen alles andere als piekfein. Als einziger Weißer mischte er die Unterwelt Nigerias auf. Mit roher Brutalität schwang sich Lambert zum Anführer einer Bande rücksichtsloser Piraten auf, die mit kleinen Booten riesige Frachtschiffe enterte und fette Beute machte.

Matthias Schultheiss: Die Haie von Lagos

Zwar hatte Matthias Schultheiss seine Serie Die Haie von Lagos auch Carlsen angeboten, doch zu einer Veröffentlichung beim Hamburger Verlag kam es erst, nachdem die moderne Piratengeschichte mit dem Album Schwarze Seelen in Frankreich bei Glénat gestartet wurde. Die erste Idee zur Serie hatte Schultheiss, als er an Die Wahrheit über Shelby arbeitete.

Matthias Schultheiss: Die Haie von Lagos

Patrick Lambert ist ein Getriebener, bleibt dabei aber immer unberechenbar.  Da er im Gegensatz zu seinen Gegnern nicht nach Macht und Wohlstand strebt, gelingen ihm scheinbar unmögliche Dinge. Vielleicht verfügt er aber auch über Voodoo-Kräfte und kann mit seinem Monokel zaubern.

Matthias Schultheiss: Die Haie von Lagos

Lambert ist eine faszinierende Hauptfigur, der seinen sich zivilisiert gebenden Gegner aus Politik und Hochfinanz an Gewaltbereitschaft in nichts nachsteht. Doch seine leidenschaftliche aber auch zärtliche Beziehung zur angeblichen Reporterin Sarah zeigt, dass Lambert kein hirnloser Macho ist.

Matthias Schultheiss: Die Haie von Lagos

Für Die Haie von Lagos spricht aber nicht nur die Hauptfigur und die über bloßes Abenteuergarn hinausgehende, sich an tatsächlichen Zuständen orientierende Geschichte. Bemerkenswert sind auch die die wild-schillernden Farben, mit denen Schultheiss seinen direkt kolorierten Zeichnungen Plastizität und Lebendigkeit verleiht.

Matthias Schultheiss: Die Haie von Lagos

Dass es seinerzeit noch nicht möglich war, in Sekundenbruchteilen Fotos von Orten aus aller Welt im Internet zu finden, darf in diesem Fall durchaus als Segen empfunden werden. Schultheiss, der nie in Lagos war, fand dennoch in seinem Kopf die zur Geschichte passenden Bilder, die er möglichst verlustfrei zu Papier brachte. Losgelöst von den Zwängen sich so nah wie möglich an der Realität zu orientieren, gelang Schultheiss eine stimmige und erstaunlich glaubhafte Atmosphäre.

Matthias Schultheiss: Die Haie von Lagos

2014 veröffentlichte Splitter eine gebundene Hardcover-Gesamtausgabe der aus Schwarze Seelen,  Lamberts Beute und Die Spur bestehenden Haie-Trilogie. Schultheiss hat für diese schöne Edition ein neues Titelbild gestaltet und das klassische Cover des ersten Bandes liegt als Druck bei. So machen Neuauflagen wirklich Spaß und rechnen sich auch. Die Splitter-Ausgabe mit den ersten drei Bänden ist bereits die dritte deutsche Veröffentlichung der Serie, aber dennoch mittlerweile vergriffen und weder bei Amazon noch bei ebay aufzutreiben.

Matthias Schultheiss: Die Haie von Lagos

Die neue Edition überraschte dadurch, dass auf dem Cover „Erster Zyklus“ zu lesen war. Mittlerweile liegen drei weitere Bände bei Splitter vor, die die Geschichte von Lambert zu Ende erzählen.

Heiner Lünstedt

„Die Haie von Lagos 1 – 3 (Erster Zyklus)“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Neil Gaiman: Mögliche Geschichten

Die Besucher des über einem Londoner Plattenladen gelegenen Diogenes Club sind alles andere als vornehme Gentlemen. Oft schon etwas angetrunken, tauschen sie gerne Geschichten aus, die zwar bizarr sind, sich vielleicht aber auch tatsächlich zugetragen haben. So geht es etwa um eine seltsame Geschlechtskrankheit oder ein Fotomodell, das in den letzten Jahrzehnten in zahlreichen Magazinen zu sehen war, aber kein bißchen gealtert ist…

Basierend auf Neil Gaimans Geschichten Foreign Parts, Feeders and Eaters, Looking for the Girl und Closing Time entstand 2016 die von skyARTS produzierte Serie Likely Stories, die nicht über die aus vier Episoden bestehende erste Staffel hinauskam. Zwei Jahre später erschien bei Dark Horse ein Comic, in dem Adaptionen der selben vier Short Stories enthalten sind.

Neil Gaiman: Mögliche Geschichten

Bei uns wurde diese Collection beim Dantes Verlag unter dem Titel Mögliche Geschichten als zweiter Band der Neil Gaiman Bibliothek veröffentlicht wurde. Genau Eine Studie in Smaragdgrün, der Eröffnungsband der Reihe, entstand auch Mögliche Geschichten ganz ohne Beteiligung von Gaiman.

Neil Gaiman: Mögliche Geschichten

Mark Buckingham (Fables) hat die vier durch eine Rahmenhandlung verbundenen Geschichten nicht nur gezeichnet, sondern auch adaptiert. Dabei hat einen verdammt guten Job gemacht. Der Brite Buckingham ist eine Art Gaiman-Veteran, denn seit 1987 illustrierte er zahlreiche Texte und Comics, wie Beiträge zur Serie Sandman, des mittlerweile in nahezu allen Medien tätigen Autors.

Neil Gaiman: Mögliche Geschichten

Buckingham arbeitet bei Mögliche Geschichten oft mit kleinformatigen aber detailreichen Panels und versucht so viel Gaiman-Prosa wie möglich in den Comic einfließen zu lassen. Das klappt erstaunlich gut, wobei die wohlüberlegte Kombination aus Gaiman-Texten und virtuosen Buckingham-Illustrationen erstaunlich gut darüber hinwegtröstet, dass manche Story eher seltsam als pointiert ist.

Neil Gaiman: Mögliche Geschichten

Genau wie die ebenfalls bei Dantes erschienene Veröffentlichung von Alan Moores Serie Cinema Purgatorio gibt es auch bei Möglichen Geschichten einen umfangreichen Anhang mit interessanten Hintergrundinfos des Übersetzers Jens R. Nielsen. Nicht unerwähnt bleiben soll aber auch noch Mark Buckinghams ebenfalls im Buch enthaltende mit Randnotizen versehenen sehr ausdrucksstarken Entwurfszeichnungen.

Heiner Lünstedt

„Mögliche Geschichten – Neil Gaiman Bibliothek 2″ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Stephen King: The Stand

In einem geheimen Militärlabor wurde eine biologische Waffe namens “Captain Trips“ entwickelt. Das gefährliche Grippevirus bricht aus und verbreitet sich weltweit. 99,4 % der Menschheit kommen qualvoll zu Tode und in den USA leben nur noch einige tausend Menschen. Während der dämonische Randall Flagg seine kriminelle Gefolgschaft in Las Vegas versammelt, brechen einige Individualisten – getrieben von seltsamen Träumen – zu einer idyllischen Kleinstadt in Nebraska auf um von dort aus den Widerstand zu organisieren…

1978 erschien mit The Stand – Das letzte Gefecht Stephen Kings vierter Roman. Neben Es enthält The Stand wohl die erinnerungswürdigsten Charaktere und spannendsten Situationen, die King jemals zu Papier brachte. Zwölf Jahre später wurde eine um 400 Seiten erweiterte Version des zuvor auch nicht gerade dünnen Buchs, veröffentlicht.

Stephen King: The Stand

Im Vorwort des dicken Wälzers erzählt Stephen King, wie ihn seinerzeit die Verlags-Buchhalthaltung vorrechnete, dass sich ein durch den großen Umfang des Buchs bedingter hoher Ladenpreis nicht rechnen würde. Widerwillig fügte sich King und verglich die von ihm gekürzte Buch mit einem Cadillac, “dessen Chromteile man entfernt und dessen Farbe man bis aufs stumpfe Metall abgeschmirgelt“ hatte.

Bemerkenswert ist eine aus 31 US-Heften bestehende Comic-Adaption von The Stand aus dem Hause Marvel, die 2008 gestartet wurde und vier Jahre später komplett vorlag. Der Autor Roberto Aguirre-Sacasa adaptierte für den Comic nahezu komplett die verlängerte Version der epischen Romanvorlage. Diese setze der Zeichner Mike Perkins auf 1.152 fotorealistisch gestalteten und meist sehr breiten Panels in Szene (der erweiterte Roman umfasste “nur“ 1.138 Seiten). Mittlerweile gibt es bei Panini eine aus drei Bänden bestehende Hardcover-Edition des Comics.

Heiner Lünstedt

„The Stand – Das Letzte Gefecht – Hardcover-Comicband 1 von 3“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Olivia Vieweg: Bin ich blöd, oder was? – Klassenfahrt des Grauens

Die 1987 in Jena geborene Olivia Vieweg überzeugte bereits mit ihren Comic-Alben. Bei Huck Finn, ihrem Beitrag zu Suhrkamps Comicreihe, handelt es um eine in die ostdeutsche Gegenwart verlegte Neuinterpretation von Mark Twains Klassiker. Antoinette kehrt zurück hingegen ist das erfreuliche Resultat eines von den Egmont Verlagsgesellschaften ausgeschriebenen Wettbewerbs und beschäftigt sich vor dem Hintergrund einer spannenden Geschichte mit Mystery-Touch mit dem Thema „Mobbing“. Auch ihr Comic Schwere See, mein Herz ist sehr empfehlenswert.

Olivia Vieweg: Bin ich blöd, oder was? - Klassenfahrt des Grauens
Bei ebenfalls den ebenfalls zur den Egmont Verlagsgesellschaften gehörenden Schneiderbüchern erscheint jetzt ein Buch für Kinder und Jugendliche von Olivia Vieweg, das ebenfalls überzeugt. Hauptfigur ist die 15-jährige Mari, die das Mauerblümchen in der Eliteklasse ihrer Schule aber auch in ihrer von Genies bevölkerten Familie ist. Einziger Lichtblick ist ihre wunderschöne immer fröhliche Freundin Stella, die dank ihres Talents sich in der Schule durchzumogeln den Spitznamen „Spicka“ trägt.

Olivia Vieweg: Bin ich blöd, oder was? - Klassenfahrt des Grauens

Das Buch Bin ich blöd, oder was? schildert die Erlebnisse von Mari und Spicka auf einer „Klassenfahrt des Grauens“, bei der fast alles schief läuft. Wir bekommen Einblick in Maris intimes Tagebuch. Hier hält sie ihre meist sehr komischen Gedanken fest und nicht nur wenn einmal eine Seite frei geblieben ist, platziert sie dort witzige Zeichnungen mit Comic-Elementen. Überhaupt wäre das Buch ohne auf allen Seiten eingefügten Zeichnungen nur halb so lesenswert und daher sei es auch alles Comic-Freunden wärmsten empfohlen.

Heiner Lünstedt

„Bin ich blöd, oder was?: Klassenfahrt des Grauens“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Olivia Vieweg: Antoinette kehrt zurück

Dieser Comic ist das erfreuliche Resultat eines von den Egmont Verlagsgesellschaften ausgeschriebenen Wettbewerbs zum Thema “Heimat 2.0“. Olivia Vieweg arbeitete zum Zeitpunkt der Ausschreibung bereits an ihrem bei Suhrkamp erschienenen Comic Huck Finn und hatte die Geschichte Antoinette kehrt zurück eigentlich für eine befreundete Zeichnerin geschrieben. Als sich dies zerschlug reichte sie ihren Entwurf bei Egmont ein und gewann das Comic-Stipendium.

Olivia Vieweg: Antoinette kehrt zurück

Sie erzählt von einer attraktiven erfolgreichen jungen Frau, die in Los Angeles bei einer Werbeagentur beschäftigt ist und einen Hollywood-Star zum Freund hat. Doch Antoinette ist dennoch von Selbstzweifeln geplagt, sie verleugnet ihre Heimat Deutschland und behauptet sie käme aus Schweden. Dennoch wirft sie jeden Tag per Webcam einen Blick auf ihren im Harz gelegenen kleinen Heimatort. Eines Tages sieht sie dabei wie eine nackte Frau, die ihr totales Ebenbild ist, durchs Bild huscht. Daraufhin macht sich Antoinette auf den Weg nach Harzberg, da sie dort noch einige Rechnungen zu begleichen hat…

Olivia Vieweg: Antoinette kehrt zurück

Antoinette kehrt zurück behandelt vor dem Hintergrund einer spannenden Geschichte mit Mystery-Touch ein ernstes Thema. In Rückblenden fließt immer wieder ein, wie grausam Antoinette in ihrer Jugend von ihren Schulkameraden gemobbt wurde. Da sie intelligenter und attraktiver als viele ihrer Mitschülerinnen war, wurde sie mit ihrer psychisch kranken Mutter aufgezogen. Damit sie dennoch dazugehören durfte, wurde ihr ein grausames Ritual abverlangt.

Olivia Vieweg: Antoinette kehrt zurück

Genau wie schon bei Huck Finn oder auch bei Schwere See, mein Herz überzeugen hier neben der Story auch Olivia Viewegs Bilder. Simpel gezeichnete aber ausdrucksstarke Figuren mit leichtem Manga-Touch, detailfreudig ausgeführte Landschaften sowie eine stimmungsvolle rotbraue Kolorierung setzen sich zu einem stilvollen Gesamtkunstwerk zusammen.

Olivia Vieweg: Antoinette kehrt zurück

Da die Egmont-Ausgabe mittlerweile verlagsvergriffen ist, hat Schwarzer Turm eine preiswerte Taschenbuch-Ausgabe des Comics mit einem schönen neuen Titelbild veröffentlicht. Dies Buch kann hier bestellt werden. Auf Wunsch kann das Buch von Olivia Vieweg mit einer Widmung oder „einer hübschen kleinen Illustration“ versehen werden!

Heiner Lünstedt

„Antoinette kehrt zurück“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

Olivia Vieweg: Huck Finn

Bei diesem Beitrag zu Suhrkamps Comicreihe handelt es sich weniger um eine Literaturadaption sondern vielmehr um die Neuinterpretation eines Klassikers. Die 1987 in Jena geborene Olivia Vieweg verlegte Mark Twains 1884 geschriebenes nicht nur an Jugendliche adressiertes Buch Huckleberry Finn vom Mississippi des 18. Jahrhunderts ins gegenwärtige Halle an der Saale.

Olivia Vieweg: Huck Finn

Sie übernahm viele Grundmotive des Romans. Finn aus Jena lebt ebenfalls bei einer gutmütigen Witwe, die ihm als Pflegemutter dient und auch sein Leben gerät aus den Fugen als der alkoholsüchtige Vater zurückkehrt. Aus dem flüchtigen schwarzen Sklaven Jim wurde jetzt die junge Asiatin Jin, die versucht der Prostitution zu entkommen. Ihr Ziel ist Hamburg wo ihre Schwester legal lebt und Finn versucht sie per Floß dorthin zu bringen. Auch eine tragisch endende Fehde zwischen zwei Familien, die gar nicht mehr wissen warum sie verfeindet sind, kommt vor. Der “Wilde Osten“ funktioniert hier erstaunlich gut für eine glaubhaft spannende Abenteuergeschichte.

Olivia Vieweg: Huck Finn

Olivia Viewegs simples Figurendesign erinnert in den besten Momenten an Mawil (Kinderland). Die Landschafen und Städte sind detailfreudig ausgearbeitet und stimmungsvoll mit rotbrauen Aquarellfarben koloriert. Von Vieweg ist noch einiges zu erwarten, auch ihre Comics Antoinette kehrt zurück und Schwere See, mein Herz konnten überzeugen.

Heiner Lünstedt

„Huck Finn“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner