Uli Oesterle: Vatermilch 2

Die dreijährige Wartezeit auf den zweiten Vatermilch-Band hat sich gelohnt. Weiterhin verknüpft Uli Oesterle (Hector Umbra, Kopfsachen) kunstvoll Spekulationen über das Leben seines in die Obdachlosigkeit abgetauchten Vaters mit – immer, wenn das Schwarzweiß um die Schmuckfarbe Lila ergänzt wird – Elementen aus seiner eigenen Biografie.

Der fiktive Vater heißt im Comic Rufus Himmelstoss und der ersten Band beschreibt in erster Linie den Hochmut vor dem Fall dieses einstmals erfolgreichen Handlungsreisenden in Sachen Markisen. Doch da er stärker als am Verkauf daran interessiert war, seine Kundinnen zu verführen und zudem noch im Münchner Nachtleben den dicken Maxen markierte, verschuldete er sich so stark, dass er Frau und Sohn nicht mehr ernähren konnte.

“Die Irrfahrten des Rufus Himmelstoss“, so der Titel des ersten Bandes, gipfelten in einen von der Hauptfigur verursachten Unfall mit Todesfolge und Fahrerflucht. Der Fortsetzung hat Oesterle den Titel “Unter der Oberfläche“ gegeben und er arbeitete hier auch Erlebnisse ein, die er 2016 bei einem dreitägigen “Selbstversuch“ in der Obdachlosigkeit sammelte.

Während er auf der Straße und unter den Brücken lebt, lernt Himmelstoss den ebenfalls nicht sesshaften Börni kennen, der sein Leben recht gut im Griff hat. Björni bringt Himmelstoss ins Grübeln, als er meint, dass es jedem passieren kann, dass er einen Teller runterwirft, doch wenn er die Scherben liegenlässt, dann ist es “etwas ganz anderes. Das ist schlechter Stil.“

Rufus Himmelstoss versucht daraufhin die Scherben seines Lebens einzusammeln. Er beginnt seine Exfrau finanziell zu unterstützen und versucht einen zuverlässigen Lebensabschnittspartner aufzutreiben. Auch Himmelstoss scheint etwas Lebensglück zu finden, doch seine Angebetete ist ausgerechnet eine ehemalige Polizistin, die einst gegen ihn in Sachen Fahrerflucht ermittelte…

Auch weil Uli Oesterle noch zwei weitere Vatermilch-Bände zeichnen und erzählen möchte, wird es für Rufus Himmelstoss wohl so bald kein Happy End geben. Für die Leserinnen und Leser ist dies jedoch ein Segen, denn was Oesterle auch diesmal wieder an grafischer und erzählerischer Brillanz abfeuert, ist nicht nur innerhalb der deutschsprachigen Comiclandschaft einmalig.

Heiner Lünstedt

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Loriot: Er lebe hoch!

Als am 22. August 2011 Vicco von Bülow alias Loriot verstarb, wird wohl kaum jemand “Ach, ach was“ gedacht haben, sondern es eher bedauert haben, dass hier jemand von uns gegangen ist, der immer wieder bewiesen hat, dass es fernab vom Herrenwitz so etwas wie deutschen Humor gibt. Doch zum Glück hat Loriot uns sehr viel hinterlassen: Zum Beispiel die zwei Herren in der Badewanne, das schief hängende Bild, die Nudel an der Nase, den Lotto-King Erwin Kindemann, Opa Hoppenstedt, ein Klavier, ein Klavier sowie Wum und Wendelin.

59 CartoonistInnen und AutorInnen feiern in diesem Buch den 100. Geburtstag von Loriot. Das Cover stammt von Rudi Hurzlmeier, der dazu anmerkt: “Dieses Bild hat Loriot offenbar recht gut gefallen – sein Verleger schenkte ihm das Original zum 70ten und er schrieb mir danach, dass er es sich vor dem Spiegel gehängt hat.“

Das quadratische Buch enthält auf 100 Seiten neben amüsanten Texten von Otto Waalkes, Harpe Kerkeling und Thomas Gsella, einige teilweise sehr originelle Varianten von Loriots Klassikern. Katharina Greve lässt schickt den Papst unter dem Motto “Pappa Ante Portas“ zum Krämer: “Mein Name ist Ratzinger und ich kaufe hier ein.“

André Sedlaczek vermute manchmal, dass Olaf Scholz von Loriot gesprochen wird. Bei Uli Doring erklärt ein Kunstpfeifer, dass er “schon auf die Krönung der Queen, auf die Unno und den Weltklimagipfel gepfiffen hat.

Was besonders stark bei diesen Cartoons auffällt, ist, dass es kaum einem der beteiligten Kreativen gelingt Loriots Figuren “richtig“ zu zeichnen (und das liegt nicht nur daran, dass viele Beteiligte versuchen einen eigenen Stil zu pflegen).

Dadurch wird klar, dass Loriot nicht nur als der Verfasser von unvergesslichen Gags oder als grandios wandlungsfähiger Schauspieler, sondern auch als Zeichner eine Ausnahmebegabung war.

Heiner Lünstedt

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Rorschach

Alles was in den letzten Jahren bei DC an Trittbrettfahrer-Comics zum Meilenstein Watchmen von Alan Moore und Dave Gibbons veröffentlicht wurde, konnte zwar optisch durchaus überzeugen, inhaltlich jedoch keineswegs. Bei der neuen Rorschach-Serie (in einem schwächeren Beitrag zur Reihe Before Watchmen versuchten sich bereits Brian Azzarello und Lee Bermejo an der wohl beliebtesten Figur des Klassikers), drängt sich anfangs der Gedanke auf, dass die interessante Geschichte von Tom King (Batman/Catwoman) einen besseren Zeichner verdient hätte.

Rorschach
Cover von Lucio Parillo

Rorschach spielt 35 Jahre nach den in Watchmen geschilderten Ereignissen. King, der einst beim CIA arbeitete, zeigt scheinbar sehr viel mehr Interesse an einem verzwickten Kriminalfall, als daran, ganz genau zu zeigen, wie sich die Welt nach der fast vollständigen Zerstörung von New York entwickelt hat. Doch ein Hinweis darauf, dass es gelegentlich Tintenfische regnet, deutet an, dass Zack Snyders Kinofilm in Kings Geschichte keine Rolle spielt, die HBO-Serie von Damon Lindelof hingegen schon.

Cover der Gesamtausgabe

Am Anfang der Comicserie wird gezeigt, wie jemand erschossen wird, der anscheinend in das Kostüm des vor 35 Jahren verstorbenen Rorschachs geschlüpft ist, um ein Attentat zu verüben. Zielobjekt schien der konservative US-Präsidentschaftskandidat Turley zu sein, der gegen den Amtsinhaber Robert Redford antritt. Unter der Rorschach-Maske steckt William Myerson, der einst große Erfolge mit einer Piraten-Comicserie feierte.

Rorschach

Ein Polizist, dessen Namen der Leser nicht erfährt, versucht herauszufinden, wie der erfolgreiche aber vereinsamte Autor Myerson zum gewaltbereiten Kriminellen wurde. Dabei blickt Tom King tief in menschliche Abgründe und erzählt von einem scheinbar banalen Ereignis (ein verunglücktes Date), das Jahrzehnte später tödliche Folgen hat.

Rorschach

Zwar greift der spanische Zeichner Jorge Fornés, in seinem auf den zweiten Blick gar nicht mehr so nüchtern wirkenden Artwork, gelegentlich auf das fast schon patentierte “9 Panels pro Seite“-Artwork von Dave Gibbons zurück, doch ansonsten hält sich Rorschach mit visuellen Anspielungen auf den Comic-Klassiker Watchmen ziemlich zurück (und zum Glück wird auch auf Prosa-Einlagen verzichtet).

Brian Bolland

Doch die Virtuosität mit der Alan Moore eine auf mehreren Zeitebenen spielende Geschichte erzählt, war zweifelsohne eine Inspiration für diesen sehr eigenständigen Watchmen-Comic. Panini veröffentlichte die aus 12 US-Heften bestehende Miniserie in vier übergroßen Hardcover-Bänden.

Entwürfe von Jorge Fornés

Anschließend erschien eine etwas kleinformatigere Gesamtausgabe, die einen sehr interessanten Anhang enthält. So sind zahlreiche Variant-Cover zu bestaunen. Darunter ein Motiv von Brian Bolland, mit dem er sein ikonisches Titelbild von Batman: Killing Joke variiert. Es ist aber auch unglaublich, wie viele fantasievolle Coverentwürfe Jorge Fornés angefertigt hat.

Heiner Lünstedt

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Tébo: Der Schlumpf, der vom Himmel fiel

Gemeinsam mit Cosey (Auf der Suche nach Peter Pan), Régis Loisel (Peter Pan) sowie Nicolas Keramidas & Lewis Trondheim (Texas Cowboys) wurde 2018 auch ein gewisser Tébo ausgewählt, um für den französischen Verlag Glénat Comic-Geschichten mit Micky Maus in seinem sehr individuellen Stilen zu zeichnen. Tébo gelang mit Die jungen Jahre von Micky eine stilistisch und inhaltlich völlig durchgeknallte Parodie auf Abenteuercomics aus dem Hause Disney.

Bei Tébo handelt es sich um den 1972 im französischen Caen geborenen Frédéric Thébault, der bei uns durch seine Serien Samson & Neon und Raowl bekannt ist. In seiner Heimat ist Tébo eine große Nummer und zeichnete die von Zep (Titeuf) getexte Superhelden-Parodie Captain Biceps, von der in Frankreich pro Album 70.000 Exemplare verkauft wurden.

Jetzt hat sich Tébo eines weiteren Comicklassikers angenommen und bringt auch hier frischen Wind in eine etwas unauffällig dahin dümpelnde Serie. Sein Album Der Schlumpf, der vom Himmel fiel überrascht durch eine ebenso spannende wie schreiend komische Geschichte, an der auch Schlumpf-Papa Pierre Culliford alias Peyo seine Freude gehabt hätte.

Quasi aus blauem Himmel taucht plötzlich mitten im kleinen Dorf ein Schlumpf auf, der keine Ahnung hat, woher er kommt. Auch mit der Sprache der blauen Wichte hat er große Probleme. Der Inkognitoschlumpf hält eine “Schlumpfe“ für eine Fliege und einen “Schlumpf“ für einen Stein. Doch zum Aklimatisieren bleibt wenig Zeit, denn der neue Schlumpf bricht zu einer Expedition voller Abenteuer und überraschender Begegnungen auf.

Wer schon einmal versucht hat, einen Schlumpf im Peyo-Style zu zeichnen, wird feststellen, dass dies gar nicht so einfach ist. Tébo stellt sich diesem Problem gar nicht erst. Er verpasst seinen Schlümpfen seltsame Nasen und eine rotzige Optik, die bestens zum am Rande der Parodie angesiedelten 54-seitigen Abenteuer passt.

Heiner Lünstedt

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Marvel Comics Library – Silver Surfer

Taschen feierte bereits die ersten Comicauftritte von Spider-Man, den Avengers, den Fantastic Four und den X-Men in überformatigen Büchern ab. Hierbei handelt es sich Comics aus den frühen Jahren mit den von Jack Kirby gezeichneten ersten Abenteuer der ganz großen Marvel-Helden, die auch heute noch im Comic und im Kino ihre Abenteuer erleben.

Taschens Band über den Silver Surfer enthält nicht die ersten Comics mit dieser faszinierenden Figur. Seinen ersten Auftritt hatte der galaktische Weltenreiter 1966 in Heft 48 der Serie Fantastic Four. Um seinen Heimatplaneten Zenn-La vor der Zerstörung durch Galactus zu schützen, trat er in dessen Dienste. Fortan suchte er nach Ersatz-Nahrung für das sich von Planeten ernährende Wesen.

Erster Auftritt in Fantastic Four 48

Ab August 1968 erhielt der Silver Surfer eine eigene Serie, die von Stan Lee geschrieben und von John Buscama gezeichnet wurde. Ein zentrales Motiv war, das Entsetzten, dass der Silver Surfer über das nur selten humane Verhalten der Menschheit empfindet.

Der Taschen-Band enthält alle 18 Hefte der Serie, wobei letzteres von Jack Kirby gezeichnet wird. Dieses ist nicht gerade der krönende Abschluss, der Serie, denn der sich an Hal Foster (Prinz Eisenherz) und Burne Hogarth (Tarzan) orientierende John Buscama arbeitet in einen sehr viel feineren und detaillierteren Stil als der sehr viel gröber arbeitende Kirby.

Als Vorwort enthält dieser Band einen Text von Sal Buscema, der sehr häufig die Zeichnungen seines Bruders geinkt hatte und dessen Kunstfertigkeit in den höchsten Tönen lobt. Diese kommt dank des Überformat von 28 x 39,5 cm bestens zur Geltung. Zum Abdruck der Titelbilder und Backcover wurde Hochglanzpapier und für die Innenseiten Offsetpapier mit matter Oberfläche verwendet.

Als Anhang gibt es noch eine praktische Übersicht mit “Storylines & Credits“. Hier ist zu erfahren, wer an den jeweiligen Heften mitarbeitete. Hinzu kommen Inhaltsangaben und jeweils eine Übersicht darüber, wer in den jeweiligen Heften seinen ersten Auftritt im Marvel-Universum hatte.

Die 18 Comichefte sind in englischer Sprache enthalten, inklusive der ebenfalls recht amüsanten Leserbriefseiten und Werbeanzeigen, Bei den ersten sieben Heften fehlt leider, die darin ebenfalls enthaltene Comicserie Tales oft the Watcher. Doch ansonsten ist auch dieser Prachtband, die perfekte Möglichkeit, um die Faszination der frühen Marvel-Comics zu vermitteln und zu feiern.

Heiner Lünstet

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Reinhard Kleist: Johnny Cash

Als Reinhard Kleist 2005 den Trailer zum Kinofilm Walk the Line sah, hatte er seine Comicbiografie über Johnny Cash bereits komplett vorgezeichnet und dachte: “Ach du Scheiße, da macht ja einer genau das Gleiche wie ich!“ Auch Regisseur James Mangold (Indiana Jones V) setzt Cashs Auftritt im Gefängnis Folsom, der 1968 dessen Comeback einleitete, als große Klammer für sein Biopic ein.

Doch insgesamt hat der Film nur wenig Gemeinsamkeiten mit Kleists Comic. Mangold konzentriert sich auf Cashs Liebesgeschichte mit June Carter sowie einen wohl eher frei erfundenen Vater-Sohn-Konflikt. Reinhard Kleists erzählerischer Ansatz hingegen geht stärker in die Tiefe, wobei jedoch bedacht werden muss, dass ein Comic episodenhafter als ein (kommerziell orientierter) Film sein darf.

Reinhard Kleist: Cash - I see a Darkness

Als Johnny Cash im Folsom State Prison auftrat, sang er auch ein Stück namens Greystone Chapel. Diesen Song hatte ihm am Tag vor dem Konzert der Gefängnisgeistliche überbracht und er stammt von Glen Sherley, der in Folsom wegen einiger bewaffneter Raubüberfälle einsaß. Diesen Häftling setzt Kleist als Erzähler ein.

Einen zusätzlichen Reiz erhält der Comic dadurch, dass einige Songs wie I shot a Man in Reno just to watch him die oder A Boy named Sue sehr stimmungsvoll als Comic-Shortstories umgesetzt wurden. Doch all dies wäre nur die halbe Miete, wenn Reinhard Kleist (Der Boxer. Der Traum von Olympia) nicht ein derart begnadeter Schwarzweiß-Zeichner und Bild-Erzähler wäre.

Während sich Comicbiografien (genau wie Comics zum Film) meist darauf konzentrieren, die Hauptfiguren möglichst realistisch abzubilden, beschränkt sich Kleist nicht darauf markante Situationen aneinander zu reihen, sondern bietet eine ebenso spannende wie eigene Version.

Nach 17 Jahren erscheint der Comic in einer gebundenen Neuausgabe, die sich im Bücherregal gut neben Kleists im selben etwas größeren Format veröffentlichten Comicbiografien zu David Bowie und Nick Cave macht. Diese Edition verfügt über einen Anhang mit zahlreichen farbigen Illustrationen.

Wichtiger ist jedoch, dass Kleist seinen Comic jetzt mit einer Schmuckfarbe versehen hat, die ich als leicht grünliches Ocker bezeichnen würde. Dies geschah allerdings nur bei den biografischen Passagen und nicht bei den als Comics adaptierten Songs. Diese Neubearbeitung macht den ohnehin schon großartigen Comic noch lesenswerter!

Heiner Lünstedt

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Der kleine Perry: Das Geheimnis des Wanderplaneten

Lange bevor Captain James T. Kirk 1966 ins All flog, war er schon da: Perry Rhodan. Ziemlich genau auf den Tag genau am 8. September fünf Jahre früher startete Perry Rhodan mit der Rakete Stardust ins All. Der Science-Fiction-Heftserie, die seitdem ununterbrochen wöchentlich als Heftroman erscheint, folgten im Jahr 1968 erste Comichefte.

Bis heute sind weit über 3000 Romane in der ersten Heftromanserie erschienen und nun gibt es auch einen Comic für junge Leserinnen und Leser. Hierin ist der kleine Perry zusammen mit seinem Mausbiber Gucky mit dem Bus in die Wüste von Nevada gereist um sich den Start der Mondrakete „Stardust“ anzuschauen.

Schließlich hat seine Mutter Mary die Rakete und den Librotron-Antrieb gebaut. Doch ehe er sich versieht sind er und Gucky plötzlich an Bord der Rakete und der Countdown beginnt – die Rakete hebt ab Richtung Mond. Doch der Flug endet für Perry und die Crew mit einer Notlandung auf dem Erdtrabanten. Ebenso wie zuvor das Raumschiff Aetron vom Planeten Arkon, welches in einer Forschungsmission unterwegs ist. Beide Flugobjekte wurden von einem rätselhaften grünen Licht zur Landung auf dem Mond gezwungen.

Prinzessin Thora von Arkon – etwa gleich alt wie Perry – und ihr Onkel Crest sind die Passagiere von Aetron. Sie sollen das Geheimnis des Wanderplaneten lüften, der von einem hyperintelligenten, körperlosen Geistwesen bewohnt wird. Hierzu muß die neu formierte Gemeinschaft aus Menschen und Arkoniden sieben schwere Aufgaben lösen Eine spannende Jagd nach Antworten beginnt. Die Schlüsselrolle beim Lüften dieser Geheimnisse kommt dem Mausbiber Gucky zu, der erst am Ende der Geschichte seinen Freunden all seine Fähigkeiten präsentiert und seinen Ursprung bekannt gibt.

Die beiden mit allen Perry-Rhodan-Wassern gewaschenen Spezialisten Olaf Brill und Michael Vogt präsentieren für Klein und Groß, Alt und Jung, eine spannende und schlüssige Coming-of-Age-Story für den Science-Fiction-Charakter der allerersten Stunde. Der Autor Brill zeichnet sich verantwortlich für mehrere Hefte der Perry Rhodan-Miniserien und Michael Vogt ist ein versierter Zeichner diverser Science-Fiction-Comics Mark Brandis, sowie unzähliger Cover und Illustrationen aus dem Perry-Rhodan-Universum.

In Der kleine Perry versucht der Hauptprotagonist, Konflikte friedlich zu lösen, dies passt durchaus zum Grundtenor der Perry-Rhodan-Hefte. Eine starke Botschaft, die immer aktuell ist und gerade in Zeiten wie diesen gehört werden sollte ist, dass das friedliche Miteinander aller Menschen, Außerirdischen und anderen Lebensformen immer besser ist, als das Lösen von Problemen mit Gewalt.

Für 2024 ist Band 2 angekündigt: Im Reich der 42 Welten.

Norbert Elbers

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Asterix: Die weiße Iris

Eigentlich war es eine gute Nachricht, als Jean-Yves Ferri antrat, um die künftigen Asterix-Alben zu texten, denn dieser hatte mit seiner Serie Die Rückkehr aufs Land bewiesen, dass er humortechnisch eher an René Goscinny heranreicht als Albert Uderzo. Doch warum auch immer, so richtig gut war weder Asterix bei den Pikten, Der Papyrus des Cäsar, Asterix in Italien, Die Tochter des Vercingetorix noch Asterix und der Greif.

Da sich kaum jemand über Didier Conrads traditionsbewusstes Artwork aufregt, blieb dieser als Asterix-Zeichner an Bord. Das Texten des neuen Albums übernahm der bei uns kaum bekannte Fabrice Caro alias Fabcaro, dessen Comic Zaï zaï zaï zaï sich in Frankreich knapp 200.000-fach verkaufte und verfilmt wurde. Der neue Autor orientierte sich bei Die weiße Iris am Klassiker Streit um Asterix. Auch wil ein mit großer Geisteskraft gesegneter Intrigant die Gallier im Auftrag von Cäsar beeinflussen und schwächen.

Der äußerlich an den Philosophen und Journalisten Bernard-Henri Lévy erinnernde Visusversus (im Original Tulius Vicévertus) hat die Lehre der weißen Iris vermittelt, die nur frohe Botschaften verkündet. Großen Erfolg hatte Visusversus als Armee-Medicus bei den kampfesmüden Legionären, die dank seiner Sonderbehandlung alles positiv sehen und gerne in die Schlacht ziehen. Dies ist bei den mit ihrem Zaubertrank gesegneten Gallier zwar nicht nötig, doch Visusversus verbreitet im Dorf seine Lehre des positiven Denkens. Dadurch sind die Gallier den ganzen Tag damit beschäftigt, sich so zu verhalten und alles so zu formulieren, dass es niemanden verletzt.

Die derart geschwächte Dorfbevölkerung lässt sogar ohne Gegenwehr ein Konzert von Troubadix über sich ergehen und applaudiert bei dessen Hits Tote Hosen nach Athen oder Claudius hat einen Schäferhund. Doch Asterix, Miraculix, Majestix und sogar Obelix ist der römische Guru nicht geheuer. So sieht sich Visusversus gezwungen die Häuptlingsgattin Gutemine nach Lutetia zu locker, damit sie Cäsar als Geisel dienen kann…

Es ist sicher unfair die erste Asterix-Geschichte von Fabcaro mit dem 15. Gallier-Album von Goscinny zu vergleichen, doch es sei festgestellt, dass die Manipulationen von Visusversus nicht bei mit der Eleganz eines Tullius Destructivus mithalten können. Doch das neue Album geht in die richtige Richtung. Die Geschichte spielt nicht – wie etwa der letzte Kinofilm Asterix & Obelix im Reich der Mitte – in exotischer Fremde, sondern nutzt das europäische Potential der Serie. In Conrads Panels und Fabcaros Sprechblasen wimmelt es nur so von Details und Buchstaben, ohne dass dadurch ein humoristischer Mehrwert entsteht. Doch der Comic orientiert sich am Zeitgeist und dürfte Menschen, die etwas zu vorsichtig und rücksichtsvoll durchs Leben gehen, eher zum Nachdenken anregen als verärgern.

Alle Abbildungen: © 2023 LES ÉDITION ALBERT RENÉ / GOSCINNY – UDERZO

Ein überraschendes Kabinettstück ist zudem noch der pferdebespannte „Eilkarren Thalix“, der Lutetia wegen „Wildschweinen auf der Strecke“ mit erheblicher Verspätung erreicht und dessen Rückfahrt “aufgrund eines beschädigten Hufeisen“ erst am nächsten Tag stattfindet.

Heiner Lünstedt

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Walt Disney: Elemental

Peter Sohn schrieb und inszenierte zuvor für Pixar den gelungenen Kurzfilm Teilweise wolkig, sowie das weniger überzeugende abendfüllende Werk Arlo & Spot. Er wuchs als Sohn koreanischer Einwanderer in New York auf und konnte in Elemental allerlei eigene Erfahrungen einbringen. Speziell in den ersten Minuten des Films wird sehr empathisch dargestellt, was es bedeutet in einer fremden Kultur ein neues Leben zu beginnen.

Die Eltern der kleinen Ember Lumen sind gezwungen ihre Heimat zu verlassen und versuchen in Elemental City einen Neustart. Dort haben sich bereits Vertreter der Elemente Wasser, Erde und Luft angesiedelt. Als erste Feuerwesen fällt es die Lumens nicht eben leicht, ihren Platz in der schillernden Metropole zu finden. Doch mit viel Eigeninitiative gelingt es ihnen einen Gemischtwarenladen zu eröffnen, der den bezeichnenden Namen Fireplace trägt und zum Zentrum einer rasch wachsenden Feuer-Gemeinde wird.

Die kleine Ember hofft darauf, eines Tages das Geschäft ihres Vaters zu übernehmen. Doch plötzlich taucht Wade Ripple auf, und der für die Stadtverwaltung tätige Inspektor muss feststellen, dass die Wasserleitungen undicht sind. Daher ordnet der Wassermann an, dass der Laden geschlossen werden muss. Ember versucht alles um dies rückgängig zu machen. Die zu Wutausbrüchen neigende Feuerfrau stellt dabei zu ihrem eigenen Entsetzen fest, dass sie den zu Tränenausbrüchen neigenden Wade sehr sympathisch findet und sich für ihn erwärmt…

Der 27. Langfilm aus dem Hause Pixar überzeugt als amüsante Love Story ebenso wie als fantasievoll in Szene gesetztes Sozialdrama mit Schwerpunkt Fremdenfeindlichkeit. Nach einem etwas holperigen Kinostart in den USA fand der Film doch noch sein Publikum und es ist sehr erfreulich, dass Disney weiterhin Filme als interessant ausgestatteten Heimkino-Editionen veröffentlicht.

Die Blu-ray von Disney enthält neben dem 101-minütigen Hauptfilm dieses Bonusmaterial: Audiokommentar von Regisseur Peter Sohn, sowie den Animatoren Sanjay Bakshi, Mike Venturini und Gwendelyn Enderoglu (wie alle Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln), den Kurzfilm „Carls Date“ mit Figuren aus “Oben“(7:49 min), die Dokus “Ember und Wade“ (10:14 min) und “Next Stop: Elemental City“ (10:13 min), sowie die Storybboards zu drei nicht verwendeten Szenen (10:43 min)

Heiner Lünstedt

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Frank Miller: Daredevil Collection

„Von Zeit zu Zeit schlägt ein neuer großartiger Zeichner bei Marvel wie eine Bombe ein. Wir versprechen hoch und heilig, dass Frank Miller so ein Zeichner ist.“ Dies meinten 1979 einige Marvel-Kreativkräfte wie Chefredakteur Jim Shouter oder Inker Klaus Janson.

Platziert wurde dieses Statement in eine schreiend gelbe Blase auf der ersten Seite von Heft 158 der laufenden Serie Daredevil – The Man Without Fear! in dem Miller gezwungen war, die eher konventionelle Geschichte von Roger McKenzie über den blinden Anwalt Matt Murdock alias Daredevil in eher konventionellen Zeichnungen umzusetzen.

Kurz zuvor zeichnete Frank Miller nach Texten von Denny O’Neil zwei Heften der Serie Spectacular Spider-Man mit einem Gastauftritt von Daredevil. Ab Ausgabe 158 von Daredevil – The Man Without Fear! wurde er zum regulären Zeichner einer Comicreihe, die auf dem absteigenden Ast war. Das änderte sich rasch, besonders als Miller im Heft 168 zum alleinigen Texter der Serie wurde.

Dies geschah mit einem Paukenschlag, denn Miller ließ die von ihm geschaffene noch heute populäre Auftragskillerin Elektra debütieren. Doch damit nicht genug, als er im Heft 181 (Vorsicht Spoiler!) die einstige Jugendliebe von Matt Murdock brutal ermorden ließ, war dies für Marvel-Fans ein ähnlicher traumatischer Comicmoment, wie acht Jahre zuvor der Tod von Peter Parkers Freundin Gwen Stacy.

Frank Miller schuf jene 42 großartig in Szene gesetzten Comichefte, die Panini in diesem übergroßen Buch präsentiert, nicht im Alleingang. Ihn zur Seite stand mit dem 1952 in Coburg geborenen Klaus Janson, ein Daredevil-Fan der ersten Stunde, der die Serie bereits seit 1975 getuscht hatte.

Ein in diesem Band enthaltenes Interview mit Miller und Jansen, das während ihrer Zusammenarbeit bei Daredevil geführt wurde, dokumentiert, dass sich das Duo ohne viele Worte verstand. Einige Abbildungen zeigen, wie stark Millers Zeichnungen durch Jansons Inking und Farbvorgaben gewonnen haben. Dies war auch bei Millers danach entstandenen Batman-Klassiker The Dark Knight Returns der Fall.

Das Kino und Netflix bedienten sich gerne bei Millers Daredevil-Run. Comicgrößen wie Kevin Smith oder Brian Michael Bendis ließen sich davon inspirieren. Doch auch Miller kehrte gemeinsam mit großartigen Künstlern wie David Mazzucchelli, Bill Sienkiewicz, John Romita Jr. oder seiner Ex-Gattin Lynn Varley zu Daredevil zurück. Es gibt also genug Stoff für einen weiteren Prachtband.

Heiner Lünstedt

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