Bevor er zu seinem Schöpfer in die Schweiz zurückkehrt, bricht Jonathan noch einmal zu einem großen Motorradtrip durchs Himalaya auf. Dort muss er drei Monate in einem Kloster verbringen, um auf seine Freundin Drolma zu warten, mit der er einst, als sie noch ein kleines Mädchen war, allerlei Abenteuer erlebte.
Während Jonathan hofft, dass Drolma bald auftaucht, muss er erfahren, dass es das Schicksal mit Rinzin, einer anderen Weggefährtin, nicht gut gemeint hat und es für die Chinesen immer selbstverständlicher wird, sich in Tibet als Herrscher aufzuspielen…
Bernard Cosandey alias Cosey (Auf der Suche nach Peter Pan) stammt genau wie sein Lehrmeister Derib aus der Schweiz. Während Derib in Comics wie Yakari oder Buddy Longway von der Naturverbundenheit der Indianer erzählt, fühlt sich Cosey zur Bergwelt des Himalajas hingezogen.
Seine Serie Jonathan fesselt durch Geschichten, denen anzumerken ist, dass Cosey eigene Erlebnisse und Beobachtungen eingearbeitet hat. Auch seine klaren Bilder und die leuchtenden Farben faszinieren.
Bemerkenswert ist auch, dass Cosey den Lesern Vorschläge macht, welche Musik sie während der Lektüre hören sollen. Da es sich um sehr “stimmungsvolle Comics“ handelt, empfiehlt er als Soundtrack Mike Oldfield, Chopin, Keith Jarrett, Kate Bush, Bob Dylan, Eric Clapton, The Kinks, Ella Fitzgerald oder Heilgesänge aus Tibet.
1975 starte die erste Jonathan-Geschichte Auf der Suche nach der Erinnerung als Fortsetzungsserie im belgische Magazin Tintin. Hierin erzählt Cosey, wie Jonathan nach Tibet reist, um dort seine einstige Jugendliebe Saicha wiederzusehen, die er einst als Flüchtlingskind in der Schweiz kennenlernte. Doch Saicha ist bei einem chinesischen Luftangriff umgekommen. Da Jonathan von der Landschaft und den Bewohnern des Himalayas fasziniert ist, beschließt er die Bergwelt zu bereisen.
Bis 1986 zeichnete Cosey nahezu jährlich eine Geschichte mit Jonathan, wobei er in Das Privileg der Schlange einer Hauptfigur das Aussehen von Derib verpasste. Diese ersten elf Alben wurden bei uns von Carlsen veröffentlicht.
Nach dem in den USA und auch kurz in Disneyland angesiedelten Zweiteiler Onkel Howard ist zurück / Greyshore Island wandte sich Cosey anderen Comicprojekten wie Der Buddha des Himmels, Calypso oder der Kurzgeschichten-Sammlung Ein Haus von Frank Lloyd Wright zu.
Es sollte mehr als ein Jahrzehnt vergehen, bis mit Der die Flüsse zum Meer geleitet das zwölfte Abenteuer von Jonathan erschien. Obwohl Abenteuer nur bedingt passt, denn konventionelle Erzählungen, in denen es darum geht, Schurken zu besiegen finden sich bei Cosey selten.
Ein roter Faden der Serie sind – neben der Schilderung der Versuche der chinesischen Befreier die Identität Tibets auszulöschen – die für Jonathan niemals glücklich endenden Liebesgeschichten, etwa mit der US-Amerikanerin Kate oder der chinesischen Offizierin Jung Lan.
Dank des Salleck Verlags, kommen wir auch in den Genuss der letzten Jonathan-Alben Der die Flüsse zum Meer geleitet, Der Geschmack des Songrong, Sie, oder: Zehntausend Glühwürmchen, Atsuko und Jene, die war wobei diesmal die Farben besonders leuchtend zum Abdruck kamen, da hier – anders als bei Carlsen – kein mattes Papier verwendet wurde.
Der 17. Band Der Weg nach Yeshe bildet den Abschluss der Serie. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass auch hierzulande die gebundene siebenbändige Gesamtausgabe von Jonathan erscheint, die die Lektüre der Comics durch Hintergrundinfos, Skizzen und Fotos aus dem Himalaya vertieft.
Heiner Lünstedt
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