Craig Thompson: Ginsengwurzeln

2003 erschien ein epischer Comic, an dem Craig Thompson mehr als drei Jahre geschrieben und gezeichnet hatte. Blankets erzählt auf knapp 500 Seiten sehr sensibel und bildgewaltig davon, wie Thompson zusammen mit seinem Bruder Phil im ländlichen Wisconsin bei seinen streng religiösen Eltern aufwächst.

In einem winterlichen Kirchencamp verliebt er sich in Raina, doch obwohl seine Gefühle erwidert werden, steht den jungen Leuten ihre religiös-fundamentalistische Erziehung im Wege.
Blankets wurde zu einem großen Erfolg bei Lesern und Kritikern. Das war bei Thompsons nächstem Epos Habibi, an dem er sechs Jahre gearbeitet hatte und Motive aus Tausendundeiner Nacht und dem Koran mit einer Liebesgeschichte verknüpfte, nicht im selben Maße der Fall.
Zwanzig Jahre nach Blankets beschäftigt sich Thompson in seinem ebenfalls sehr voluminösen Werk Ginsengwurzeln erneut mit seiner Jugend. Hierin ist nicht nur zu erfahren, dass er und Phil noch eine Schwester haben, sondern auch, dass seine Familie in Wisconsin vom Anbau von Ginseng lebte.
Auf über 400 Seiten erzählt der Comic hauptsächlich und in alle nur denkbaren Richtungen wuchernd davon, wie es dazu kam, dass in den ländlichen USA ein Zentrum des Anbaus und Handels mit Ginsengwurzeln entstanden ist. Dies ist zwar nicht uninteressant, doch trotz Thompsons großartig detaillierten und rötlich kolorierten Bilder auf die Dauer etwas ermüdend.
Für die Fans von Blankets lohnt sich die Lektüre von Ginsengwurzeln dennoch, denn immer wieder kehr Thompson in die Welt seines meisterlichen Frühwerks zurück. So ist zu erfahren, dass er und sein Bruder fanatische Comicfans waren und das Zeichnen ihnen die harte Jugend etwas versüßt hat.
Interessant ist auch, wie Thompson von seinen Besuchen bei den Eltern erzählt und gerührt feststellt, dass in deren schwach bestückten Bücherbord auch sein Comic Blankets zu finden ist, obwohl sie darin nicht allzu vorteilhaft porträtiert werden. Zu Herzen gehende Passagen wie diese haben mich bei der Stange gehalten und mehr über Ginseng erfahren lassen, als ich jemals wissen wollte.
Heiner Lünstedt

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