Enrico Marini: Die Adler Roms VI

Seit 2007 erzählt Enrico Marini (Gipsy, Der Stern der Wüste) in Die Adler Roms von der On-Off-Freundschaft zwischen dem Römer Marcus und den Germanen Arminus. Marinis erste im Alleingang realisierte Serie basiert auf der alles andere als lückenlos dokumentierten Biografie von „Hermann der Cherusker“, der zu Beginn unserer Zeitrechnung als römischer Soldat unter dem Namen Arminus diente.

Im Jahre 9. n. Chr. bescherte er seinem einstigen Arbeitgeber in der Schlacht im Teutoburger Wald eine verheerende Niederlage und vernichtete drei Legionen. In Marinis Comic kommt Arminus als germanische Geisel nach Rom und erhält bei einem Veteranen zusammen mit dessen Sohn Marcus eine knallharte Ausbildung, die der Beginn einer fragilen Freundschaft zwischen den beiden jungen Männern ist.

Band V von Die Aller Roms zeigt die atemberaubend, u. a. auf einer monumentalen Doppelseite, von Marini in Szene gesetzte Schlacht im Teutoburger Wald, die für Marcus in einer großen privaten Tragödie gipfelt. Nachdem Marini die ersten fünf Bände im Zweijahrestakt realisiert hatte, sollte es sieben Jahre dauern bis die Fortsetzung erschien.

Gleich der erste Blick in Band VI überrascht, denn der Comic beginnt mit einer Doppelseite, die jedoch kein gewaltiges Schlachtengetümmel zeigt, sondern einen eher intimen Moment. Im Schatten ist ein Mann zu sehen, der sein Schwer schärft. Um ihn herum befinden sich das Schild und die Waffen eines Gladiatoren. Dass es hier um Marcus handelt verwundert kaum, doch es verwundert, dass Marini seinen Comic diesmal nicht mit aufwändig ausgestalteten Bildfolgen, sondern mit einer schlichten (aber sehr wirkungsvollen) Illustration begonnen hat.

Angesichts der letzten Comics von Marini überrascht diese Entwicklung nicht. Auch in seinem nur die Schmuckfarbe Rot einsetzenden Krimi Noir Burlesque und seiner Batman-Story Der dunkle Prinz setzt Marini weniger auf beeindruckend detailliert gestaltete Panels. Stattdessen zieht er die Leserschaft mit einem an Mangas erinnernden ökonomisch ausgeführten Stil noch stärker in seine Geschichte hinein.

Zwar nimmt die Lektüre des aktuellen mehr als achtzig Seiten umfassenden Bandes sehr viel weniger Zeit ein, als dies bei den merklich dünneren vorherigen Alben der Fall war. Doch ich hatte das Gefühl diesmal sehr viel näher am Geschehen dran zu sein und hoffe, dass es nicht wieder sechs Jahre dauert, bis die Fortsetzung erscheint.

Heiner Lünstedt

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