So mancher schon etwas betagter Comicfreund hat sicherlich in seiner Jugend die beim Williams Verlag erschienene Serie Das Monster von Frankenstein mit einigem – vielleicht sogar leicht schaurigen – Vergnügen gelesen. Diese startete in den USA 1973 bei Marvel unter dem Titel The Monster of Frankenstein als relativ werkgetreue Adaption von Mary Shelleys Romanvorlage.
Der Autor Gary Friedrich und der Zeichner Mike Ploog siedelten ihre Geschichte am Ende des 19. Jahrhunderts an. Die ersten vier Hefte erzählten von einer Arktisexpedition, die Robert Walton IV, ein Ururenkel von Dr. Victor Frankenstein, mit einer “kleinen Gruppe von Gesetzlosen und Mördern“ durchführte und die natürlich im ewigen Eis das tiefgekühlte Monster fand.
Während nach dem Auftauen des Monsters die Lage am Nordpol ziemlich brenzlig wurde, erzählte Walton seinem Schiffsjungen die tragische Geschichte seines Vorfahrens. Dieser Auftakt der Serie funktioniert sehr gut als atmosphärisch stimmige Comicversion des Klassikers.
Dabei wurde vermieden, dass das Monster zu sehr nach Boris Karloff und Universal Horror aussah. Mike Ploog orientierte sich dabei an einer von Stan Lee abgesegneten Entwurfszeichnung von John Romita SR.
Doch nach vier Heften wurde es immer alberner und nach Ausgabe 6 verabschiedete sich Mike Ploog. Es kam dann tatsächlich genauso wie von ihm befürchtet, denn langsam aber sicher landete das Monster in Marvels damaliger Gegenwart und traf auf Spider-Man oder Iron Man.
Zwischendrin gastierte das Monster aber auch mit kürzeren Fortsetzungsstories in Marvel-Horrormagazinen wie Monster Unleashed! oder The Legion of Monsters. Hier gab es teilweise großartige schwarzweiße Graphik von John Buscema zu bestaunen und so manche dieser Geschichten ist durchaus lesenswert.
All dies Material brachte bei uns der Williams Verlag ab 1974 unter dem Titel Das Monster von Frankenstein an die Kioske. Als Krönung wurde hierfür die Nummer 26 sogar eigens für die deutsche Veröffentlichung von Hartmut Huff getextet und vom Spanier Leopold Sanchez gezeichnet.
Dabei handelt es sich um die direkte Fortsetzung des letzten US-Heftes The Monster of Frankenstein # 18. Die deutsche Ausgabe hielt sogar bis Nummer 33 durch, denn hier wurden auch noch eigens kolorierte Versionen der schwarzweißen Seiten aus Monster Unleashed!verwurstet.
Panini hat den Marvel-Frankenstein in einem schönen leicht überformatigen Sammelband auf 570 Seiten komplett (aber ohne Ausgabe 26!) veröffentlicht und auch noch etwas Bonusmaterial draufgelegt. In derselben Aufmachung – allerdings in drei Bänden – wurde bei Panini auch die zeitgleich erschienene Serie The Tomb of Dracula als Die Gruft von Dracula herausgebracht.
Heiner Lünstedt
“Frankensteins Monster: Classic Collection“ bei AMAZON bestellen, hier anklicken
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.