GUNG HO

GUNG HO spielt in einer Welt, die nur noch sehr schwach von Menschen bevölkert wird. Auslöser war eine Katastrophe über deren genaue Ursachen uns Autor Benjamin von Eckartsberg und Zeichner Thomas von Kummant auch im vierten und vorletzten Band nichts verraten. Doch immerhin gibt es eine Rückblende, die erklärt, warum die beiden ungleichen Brüder Archer und Zack vom Waisenhaus in die abgeriegelten Siedlung Fort Apache verfrachtet wurden.

GUNG HOGung Ho erzählt davon, wie sich Menschen in extremen Situationen verhalten und wieviel “Menschlichkeit“ im Ernstfall noch übrigbleibt. Diese Thematik beackert auch Robert Kirkmans Endzeit-Saga The Walking Dead, die ebenfalls bei Cross Cult erscheint. Doch anstatt auf Tausenden von routiniert gezeichneten schwarzweißen Seiten einen Endlos-Zombie-Film zu inszenieren, wählten von Eckartsberg und von Kummant formal einen völlig anderen Ansatz.

GUNG HO

Sie erzählen ihre Geschichte in wohlüberlegt komponierten und aufwändig kolorierten Bildern, die nur im europäischen Album-Großformat ihre volle Wirkung entfalten. Die “Schönheit“ der Einzel-Panels und Seiten steht dabei der immer wieder drastische Momente enthaltenden Geschichte nicht im Wege.

GUNG HOGung Ho handelt von jungen Menschen, die die undurchsichtig organisierte Welt der Erwachsenen hinterfragen und versuchen eigene Wege zu beschreiten. Dies ist in einer Welt, in der an jeder Ecke hungrige Reißer-Monster lauern noch um einiges gefährlicher als in unserer in letzter Zeit auch ziemlich aus den Fugen geratenen Realität.

Benjamin und Thomas ermöglichen den Besuchern der Alten Kongresshalle vom 3. bis 6. Juni 2021 einen aufwändig in Szene gesetzten Einblick in die Welt ihrer Erfolgsserie GUNG HO, deren Abschlussband Die weiße Flut zum Festival erscheint!

Diesen Text schrieb  Timur Vermes (Er ist wieder da) exklusiv für unsere Ausstellung

Es geschieht am helllichten Tag

Mühelos. Das ist das Wort, das man sucht: mühelos. Obwohl natürlich Mühe drinsteckt. Aber „Gung Ho“ kommt so leicht und schnell und federnd daher, obwohl doch auch eine furchtbar ernste Sache erzählt wird. Das ist so… so…

… so undeutsch. Und so wohltuend.

Die ernste Sache sind natürlich nicht die „Reißer“, obwohl man hinter diesem Zombie-Ersatz schon zwei klare Köpfe ahnt, die begreifen, dass agile Raubtiere nicht nur attraktiver sind, sondern auch bedrohlicher als zweibeinig trödelndes Gammelfleisch. Nein, die ernste Sache ist das Erwachsenwerden.

Benjamin von Eckartsbergs Variante ist einfach, aber unverbraucht – weil sie meist anders erzählt wird. Nämlich so: Teenies bewähren sich in der Not und reifen zu Helden. Von Eckartsberg denkt eine Ecke weiter: Was, wenn die Not nicht endet? Und die Jugendlichen die Lust an der Dauerdisziplin verlieren – weil sie JETZT jung sind und JETZT ihr Leben erkunden wollen?

Klingt nach Corona?

Nach Randale und Verlieben im Gaza-Streifen? In Belarus? Syrien?

All das steckt drin, aber es sieht nicht so aus. Im Gegenteil: „Gung Ho“ ersetzt Schwere durch den Glanz der Verklärung, den die geschickt gewählte Perspektive ermöglicht. Wir erleben die Story nicht aus Sicht verzweifelnder Eltern. „Gung Ho“ erzählt so wie Großeltern von ihrer ersten Liebe zwischen Schwarzmarkt und Trümmerschutt, zwischen großer Gefahr und großem Gefühl.

Thomas von Kummant liefert die kongenialen Bilder. Seine Teenies sind authentisch, in jeder Szene, wohlwollend guckt er ihre Posen ab, zwischen cool und unsicher lässt er sie lümmeln, provozieren, explodieren. Und der Sommer ist allgegenwärtig. Die Sonne glüht auf dem Paar, das knutscht statt Wache schiebt. Sie glitzert beim Flirt am See. Und sie blendet beim Angriff aus dem Gegenlicht – überhaupt geschieht alles am hellichten Tag, nicht im Zombiedunkel. Von Kummant schneidet Action so rasant, wie er Reaktionen geduldig ausspielt, er inszeniert von Eckartsbergs Ideen aufregend, frisch, zusammen schildern sie eine Welt, in der Nichtmehrkinder um die schicksten Klamotten kämpfen und um ihr Leben laufen. Eine Welt zwischen Todesangst und Italienurlaub. Und die man nach Band 5 nur sehr ungern verlässt.

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