Mademoiselle J. – 1945: Bis ans Ende der Welt

Auf eine etwas seltsame Art entstand diese im wahrsten Sinne des Wortes frankobelgische Serie. 2017 überraschten der belgische Autor Yves Sente und der französische Zeichner Laurent Verron mit dem Album Sein Name war Ptirou.

Der sich an tatsächlichen Ereignissen orientierende Comic spielte Ende der Zwanziger an Bord eines Transatlantikdampfers und erzählt davon, wie der zur Crew gehörende Robert Velter alias Rob-Vel durch einen heldenhaften Schiffsjungen zu der 1938 von ihm erfundenen Comicfigur Spirou inspiriert wurde.

Das Album bildete die Grundlage für eine Serie mit einer starken weiblichen Hauptfigur. Dabei handelt es sich um Juliette de Sainteloi, die bereits als kleines Mädchen in Sein Name war Ptirou dabei war. Ihr erstes Solo-Album erhielt den Titel Ich werde niemals heiraten und spielt 1937.

Juliette hat an der Sorbonne Geisteswissenschaften studiert und will – sehr zum Ärger ihres wohlhabenden Vaters – künftig als Journalistin arbeiten. Sie beginnt ein Volontariat bei der linken Tageszeitung Horizon France und schreibt dort als Mademoiselle J. Artikel.

Die Handlung des zweiten Albums mit Juliette beginnt am 14. Juni 1940, als die deutsche Wehrmacht in Paris einmarschiert. Die junge Frau ist im Widerstand tätig und muss mit ansehen, wie ihre beste Freundin, die Jüdin Léa Vollak, zusammen mit ihrer gesamten Familie von der Gestapo verhaftet und deportiert wird. Unmittelbar nach Kriegsende bricht Juliette in Richtung Osten auf, in der Hoffnung Léa zu finden…

Sente und Verron gelang einmal mehr ein beachtliches Album, das vor allem durch die selbstbewusste Heldin überzeugt. Recht gelungen ist auch die Einarbeitung historischer Ereignisse, auch wenn dabei nicht die Sensibilität erreicht wird, die Émile Bravos zur selben Zeit spielenden Spirou-Alben zu etwas ganz Besonderem gemacht hat.

Heiner Lünstedt

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