Mikael Ross: Der verkehrte Himmel

Bei Mikael Ross (Der Umfall, Lauter Leben!) ist die Leserschaft sofort mittendrin in seiner Geschichte. Auf dem Polenmarkt in Hohenwutzen kauft sich Dennis ein Metal-Shirt, das er sich nicht leisten kann, und seine Schwester Tâm Inlineskates, mit denen sie nicht klarkommt. Prompt knallt sie gegen ein Auto, in dem sich ein ebenfalls aus Vietnam stammendes Mädchen befindet.

Dieses will unbedingt das Hackebeil haben, das Dennis für seinen Vater besorgt hat. Der Junge lässt sich auf das Geschäft ein, doch statt 50 Euro gibt ihm das Mädchen durch einen Spalt im Schiebedach 50 Zlotys. Bevor Dennis sich darüber aufregen kann, bricht heftiger Regen aus und er bringt sich mit Tâm in Sicherheit. Dabei muss er feststellen, dass der Druck auf seinem neuen Shirt nicht wasserfest ist.

Kurz darauf zertrümmert das geheimnisvolle Mädchen eine Scheibe und bricht aus dem Auto aus. Wenig später findet Tâm zusammen mit dem kleinen Alex, der sich für einen Geheimagenten hält, eine Tüte, in der sich neben dem 50-Zloty-Hackebeil auch noch ein abgetrennter Finger befindet. In diesem Stil geht es auf 300 Seiten munter weiter. Die Charaktere leben nicht gerade auf der Sonnenseite, sondern in Berlin-Lichtenberg und Ross thematisiert dies durchaus. Doch zugleich inszeniert er einen unerhört spannenden Thriller.

Dank großartiger Actionszenen im Manga-Style und der recht jungen Hauptfiguren dürfte Der verkehrte Himmel nicht nur für ein reiferes Comicpublikum interessant sein. Ganz nebenbei zeigt Mikael Ross, dass bei jenen weiterhin sehr beliebten Kinderkrimis mit den drei Fragezeichen oder den fünf Freunden in Sachen Alltagsnähe und Milieutreue noch sehr viel Luft nach oben offen ist.

Heiner Lünstedt

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