Spirou: Der Liliput-Trick

Am 3. Januar 2024 wäre der 1997 verstorbene André Franquin 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erscheinen bei Carlsen einige schöne Jubiläumseditionen mit Werken des belgischen Comickünstlers. Mein persönlicher Höhepunkt war eine Deluxe-Ausgabe des 1965 im Spirou-Magazin veröffentlichten 22-seitigen Comics Die Bravo Brothers, den Franquin selbst für sein bestes Werk hält.

In ähnlicher Aufmachung folgt jetzt eine Deluxe-Edition der ebenfalls recht kurzen Spirou-Geschichte Der Liliput-Trick. Dieser Comic erzählt davon, dass Fantasio anscheinend geschrumpft wurde und erlebte seine Premiere nicht im Magazin Spirou, sondern ab 3. September 1960 in der französischen Zeitung Le Parisien Libéré als schwarzweiße Fortsetzungsserie mit zwanzig wöchentlich veröffentlichten Episoden.
In dieser Form kamen zuvor bereits die Spirou-Geschichten Im Reich der roten Elefanten und Tiefenrausch erstmals zum Abdruck. Bei allen drei Comics hat Franquin die Zeichnungen nicht im Alleingang realisiert, sondern ihm stand der Newcomer Jean Roba zur Seite, der zur selben Zeit auch seine Erfolgsserie Bill & Boule (Schnieff und Schnuff) startete.
Die Deluxe-Edition enthält den Liliput-Trick in drei Versionen. Den Auftakt bildetet die Geschichte in der 28-seitigen vom Michael Hein übersetzten Version mit vier Streifen pro Seite, so wie sie ab August 1962 im Magazin Spirou zum Abdruck kam. Der Band enthält eine etwas größer als in Carlsens Gesamtausgabe reproduzierte Version, die Frédéric Jannin nach den Vorgaben von Franquin neu und etwas dezenter bzw. weniger farbenfroh koloriert hat.
Es folgen vier Beispielseiten, die zeigen wie die Geschichte im Le Parisien Libéré schwarzweiß und mit gelegentlichen Einsatz von Rasterpunkten veröffentlicht wurde. Dabei kamen jeweils sechs Bildstreifen zum Abdruck und die Episoden sind so konzipiert, dass es am Ende jeweils einen kleinen Cliffhanger gibt. Bei der ummontierten Veröffentlichung im Spirou-Magazin befand sich dieser Spannungseffekt häufig in der Seitenmitte.
Der Höhepunkt des Buchs sind die Faksimile-Versionen aller Originalzeichnungen von Der Liliput-Trick. Diese werden fachkundig von Christelle und Bertrand Pissavy-Yvernault kommentiert. Zusätzlich kommen zahlreiche Skizzen und Fotos zum Abdruck, die vermitteln wie Franquin seinerzeit die Zusammenarbeit mit Roba organisierte.
Für Franquin spricht, dass er unter dem letzten Panel der Geschichte den Namen Roba noch vor seinem eigenen nannte. Außerdem hatte er nichts dagegen, dass Roba seine Figuren aus Boule & Bill in Der Liliput-Effekt kurz auftreten ließ.

Heiner Lünstedt

“Spirou Deluxe: Der Liliput-Trick” bei AMAZON bestellen, hier anklicken

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner