Es ist erstaunlich, dass den Comicschaffenden immer noch neue Ideen und Ansätze einfallen für originelle Geschichten mit omnipräsenten Figuren. In Bat-Man: First Knight geht es ganz weit zurück in die Anfangszeit des Dunklen Ritters. Doch anders als in Christopher Nolans Kino-Update Batman Begins ist dieser Comic sehr nostalgisch aber dennoch frisch und innovativ erzählt.
2019 drehte der zuvor eher durch Komödien wie Old School oder die Hangover-Trilogie bekannte Regisseur Todd Philipps einen Film über Batmans beliebtesten Widersacher. Doch Joker war meilenweit entfernt vom seinerzeit noch sehr erfolgreichen Superhelden-Kino.
Martin Scorsese war Koproduzent und als Inspiration dienten dessen Filme Taxi Driver und The King of Comedy. In brutalen und teilweise schwer zu Herzen gehenden Sequenzen erzählte Philipps wie der von Joaquin Phoenix mit großem Einsatz gespielte Arthur Fleck immer mehr den rationalen Bereich verlässt, Morde begeht und dafür von der Öffentlichkeit gefeiert wird.
Joker spielte über eine Milliarde Dollar ein und Phoenix bekam einen Oscar als bester Hauptdarsteller. In der Fortsetzung befindet sich Arthur Fleck zwei Jahre nach den Ereignissen des ersten Films im Arkham State Hospital und ihm soll der Prozess gemacht werden.
Todd Philipps liefert diesmal einen völlig anderen Film ab. Als gleichberechtigte Hauptdarstellerin ist Lady Gaga als Harleen „Lee“ Quinzel zu sehen. Doch auch ihre Interpretation dieses beliebten DC-Charakters ist mehr als ungewöhnlich. Sie spielt nicht die fröhliche Clownprinzessin Harley Quinn, sondern eine sich freiwillig in Arkham befindende Patientin, von der Arthur Fleck fasziniert ist. Durch Songs aus klassischen Hollywoodfilmen, wie The Band Wagon mit Fred Astaire, finden Arthur und Lee zueinander.
In Joker: Folie à Deux sind immer wieder großartige Interpretationen von Songs wie Bewitched, If My Friends Could See Me Now oder That’s Entertainment! zu hören. Sensationell ist ein Auftritt von Phoenix, der als Joker vor seinen Mithäftlingen mit kehliger Stimme eine finstere, zunächst gar nicht zu erkennende Version von For Once in My Life vorträgt, die Lichtjahre von dem entfernt ist, was zuvor Frank Sinatra oder Stevie Wonder aus dieser eher soften Nummer gemacht hatten.
Als eine Art Zugabe veröffentlichte Lady Gaga parallel zum Film das Album Harlequin, auf dem eigene jedoch eher fröhliche Versionen von ähnlichen Songs wie Good Moorning oder Smile, aber auch The Joker von Leslie Bricusse und Anthony Newley, zu hören sind.
Das Resultat ist eine Art finstere Variante von Damien Chazelles La La Land, dessen Finale es sehr unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass es eine weitere Fortsetzung geben wird. Ohne den Erfolg von Joker wäre dieser ungewöhnliche Film niemals entstanden und es ist bewundernswert, dass Todd Philipps auf alle Erwartungen pfeift und sein sehr eigenes Ding durchzieht.
Drei Jahre nach Batman: The World haben wieder zahlreiche Kreativkräfte aus aller Welt eigene Versionen und Visionen einen populären DC-Charakters abgeliefert. Unter dem Motto “Der wahnsinnige Clown auf Weltreise“ steht diesmal der Joker im Zentrum der Comics und Panini feiert erneut den deutschen Beitrag mit einer exklusiven Premiumausgabe.
Nachdem 2021 die Batman-Story Rauhnacht (A Better Tomorrow) vonThomas von Kummant & Benjamin von Eckartsberg (Die Chronik der Unsterblichen, Gung Ho) hierzulande besonders gefeiert wurde, hatte diesmal Ingo Römling die Ehre einen DC-Comic zu zeichnen und ein Variantcover zu gestalten. Doch noch stärker hervorgehoben wird diesmal der Comedian Torsten Sträter.
Der bekennende Batman-Fan hatte bereits im Animationsfilm DC League Of Super-Pets den Dunklen Ritter gesprochen und er schrieb für Römling die Story Das ist kein Jazz. Hierin verschlägt es den Joker und seine Bande nach Deutschland. Sie freuen sich darüber, dass es kein Tempolimit gibt und landen schließlich im Heavy Metal Town Wacken.
Zum Ärger des Jokers ist die dort gespielte ohrenbetäubende Musik – wie der Titel bereits verrät – garantiert kein Jazz. Auch die Besucher des Festivals, zu denen auch Torsten Sträter gehört, unverkennbar ganz in schwarz mit Beanie-Mütze, sind nicht nach dem Geschmack des Clownprinzen: “Zu viele Verrückte!“
Sträters Story ist nicht mehr aber auch nicht weniger als ein guter Vorwand, damit Ingo Römling seine beachtliche Zeichenkunst demonstrieren kann. Im Anhang des Bandes befinden sich noch weitere beeindruckende Kostproben davon.
Die Softcover-Ausgabe ziert jedoch ein Titelbild vom US-Zeichner Jason Fabok. Dieser eröffnet den internationalen Anthologie-Reigen mit der von seinem Landsmann Geoff Jones, mit dem er bereits bei Batman: Die drei Joker zusammenarbeitete, geschriebenen Story Der Epilog ist der Prolog. Auch diese kann eher optisch als inhaltlich überzeugen.
Die restlichen zehn Geschichten (zwei weniger als in Batman: The World stammen aus Spanien, Italien, Brasilien, Mexiko, Tschechien, Türkei, Südkorea, Argentinien, Kamerun und Polen. Hier erschließt sich der Sinn der Stories häufig nicht auf Anhieb, denn es geht fast immer um nationale Eigenarten. Sorry, aber ein echtes Highlight habe ich diesmal leider nicht entdeckt.
Es war der Autor Bill Finger, der sich das Design des Fledermaus-Kostüms von Batman, dessen tragische Vorgeschichte mit der Ermordung von Bruce Waynes Eltern, sowie Schurken wie den Joker, die Stadt Gotham City und auch den griffigen Beinamen “The Dark Knight“ ausdachte.
Doch als Vater von Batman wurde immer nur der Zeichner Bob Kane genannt. Nur ein einziges Mal – 1966 im Vorspann der von ihm geschriebenen Doppelfolge The Clock King’s Crazy Crimes der TV-Serie Batman mit Adam West – wurde Bill Fingers Name im Zusammenhang mit seiner Schöpfung erwähnt.
Erst ab 2015 ist in den Credits zu Comic und Filmen zu lesen, dass Batman von “Bob Kane with Bill Finger“ geschaffen wurde. Dass dies plötzlich möglich, ist hauptsächlich dem Autor Marc Tyler Nobleman zu verdanken, dem es durch hartnäckige Recherche gelang, eine Enkelin von Bill Finger ausfindig zu machen und diese dazu zu bringen, sich mit DC zu einigen.
Diese Geschichte stand im Zentrum des Dokumentarfilms Batman & Bill, doch bereits zuvor hatte Nobleman einen Comic über das Leben von Bill Finger geschrieben. In Bill the Boy Wonder: The Secret Co-Creator of Batman ließ er den Zeichner Ty Templeton (Jupiter’s Legacy) auf knapp 40 – meist nur aus jeweils einer Zeichnung bestehenden – Comicseiten, die traurige Geschichte des verkannten Comicgenies Finger in Szene setzen.
Jetzt hat sich der in Münster geborene und in New York lebende Autor Julian Voloj der Geschichte angenommen. Dieser verfasste neben dem thematisch verwandten Comic Joe Shuster – Vater der Superhelden auch Comicbiografien zu Marlene Dietrich, Jean-Michel Basquiat und dem ersten deutschen Profi-Fußballer Oskar Rohr.
Geschickt verzahnt erzählt Voloj auf 144 Seiten in Bill Finger: Der wahre Schöpfer des Dunklen Ritters sowohl die Biografie des Batman-Miterfinders als auch die detektivischen Ermittlungen von Marc Tyler Nobleman, der ein Vorwort zum Comic beisteuerte.
Großartig sind auch die Bilder des israelischen Comiczeichners und Karikaturisten Erez Zadok. Somit erfährt Bill Finger auch in Comicform endlich die seinem Lebenswerk angemessene Würdigung!
Während Marvel in Sachen Superhelden-Unterhaltung an allen Fronten punkten kann, sieht es bei DC ziemlich durchwachsen aus. Durchgehend zuverlässig funktioniert eigentlich nur die auf mittlerweile über 40 Trickfilme angewachsene Reihe der DC Universe Animated Original Movies. Daher ist es naheliegend einen Animationsfilm mit Superman, Batman, Wonder Woman & Co. in die Kinos zu bringen. Doch um auch sehr junge Zuschauer anzusprechen, stehen nicht die Superhelden im Vordergrund, sondern allerlei Haustiere.
Zentrale Figur ist Krypto the Superdog. Der Hund von Superman stand bereits 2006 im Zentrum einer eigenen Animationserie. Der Kinofilm beginnt damit, dass der weiße Labrador Retriever als Welpe, kurz bevor der Planet Krypto explodiert, in jenes Raumschiff hüpft, das den kleinen Kal-El in Richtung Erde transportiert. Dort sieht Kryto sein glückliches Leben als Haustier von Superman gefährdet als sein Herrchen sich mit dem Gedanken trägt Lois Lane zu heiraten.
Größere Gefahr droht jedoch durch das Meerschweinchen Lulu, das durch oranges Kryptonit plötzlich über Superkräfte verfügt und Lex Luthor dabei hilft die gesamte Justice League einzusperren. Doch auch weitere Insassen eines Tierheims verfügen plötzlich über Superkräfte und setzen diese im Kampf gegen Lulu und ihre Armee von mutierten Hamstern ein…
DC League Of Super-Pets ist eine nicht ungeschickt zusammengebastelte Mischung aus Pets, Die Unglaublichen und Paw Patrol. Für erwachsene Zuschauer gibt es einige amüsante manchmal auch parodistische Superhelden-Momente, die oft auf Kosten von Batman gehen. Dieser wird im Original von Keanu Reeves und bei uns von Torsten Sträter gesprochen. Recht lustig, wird es, wenn Batman sich dagegen wehrt den Hund Ace als sein Haustier zu akzeptieren, denn er arbeitet ohne Partner, “abgesehen von Robin, Alfred, Jim Gordon, Nightwing, (…) und den Typen, den Morgan Freeman im Kino gespielt hat.“
Bereits 1966 entstand als Nebenprodukt zur TV-Serie mit Adam West ein Batman-Manga, bei dem sich Jiro Kuwata recht viele Freiheiten im Umgang mit dem Dunklen Ritter nahm.
Sehr viel werkgetreuer aber auch ambitionierter geriet 2001 ein Batman-Comic von Kia Asamiya (Silent Möbius), der zuvor bereits Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung als Manga adaptiert hatte. Asamiyas mehr als 300 Seiten umfassendes Epos Batman: Child of Dreams kann getrost als Graphic Novel bezeichnet werden.
Hauptfigur ist die junge Japanerin Yuuko Yagi, die ihren Landsleute den Einstieg in die Welt von Batman erleichtern soll. Die Reporterin reist nach Gotham und trifft dort nicht nur auf Batman – nicht zum ersten Mal, wie im Laufe der Geschichte zu erfahren ist -, sondern auch auf einige seiner Gegner, wie natürlich den Joker.
Die zweite Hälfte der Geschichte spielt in Tokyo. Dort werden Yuuko und Bruce Wayne mit den Machenschaften des zwielichtigen Besitzers eines mächtigen Pharmakonzerns konfrontiert, der zugleich ein großer Batman-Fan ist. Auch Catwoman spielt im Finale eine große Rolle, doch vieles ist ganz anders als es anfangs wirkte…
Gleich nach der japanischen Veröffentlichung präsentierte Panini den Batman-Manga in zwei Softcover-Ausgaben und jetzt folgt eine schön aufgemachte Hardcover-Gesamtausgabe. Diese enthält neben einigen Skizzen auch ein kurzes, aber sehr aufschlussreiches Interview mit Kia Asamiya. Hier ist zu erfahren, dass dieser bevor er sich auf den Job einließ, bereits Batman-Klassiker wie The Dark Knight Returns, Year One, Arkham Asylum, The Killing Jokeoder The Long Halloween kannte.
Daher ist Child of Dreams sehr viel mehr, als der Versuch im Windschatten der Kinofilme eine Handvoll Yen zu verdienen. Kia Asamiya gelang ein auch heute noch mit Gewinn zu lesender Batman-Comic mit einem interessanten Look, irgendwo zwischen Manga und Tim Burton.
Wenn im Vorwort dieser Comic mit Frank Millers Meilenstein The Dark Knight Returns verglichen wird, so beschreibt dies nur sehr unzureichend, was Cliff Chiang (Paper Girls) mit Catwoman angestellt hat. Genau wie Bruce Wayne bei Frank Miller schlüpft hier eine nicht mehr ganz junge Selina Kyle wieder in ihr eng gewordenes Kostüm.
Auch bei Cliff Chiang hat sich Gotham im Laufe der Zeit nicht gerade zu seinem Vorteil verändert, denn Harvey Dent alias Two-Face hat als diktatorischer Bürgermeister eine Polizei-Stadt daraus gemacht. Doch zu einer düsteren Dystopie ist die Geschichte dennoch nicht geworden.
Selina Kyle musste miterleben, wie Bruce Wayne in ihren Armen starb und kehrt nach dem Absitzen ihrer zehnjährigen Haftanstalt in Blackgate in ihre Heimatstadt zurück. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten gelingt es der mittlerweile 55-jährigen Selina recht gut sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Sie findet alte aber auch neue Verbündete und lässt sich ein neues Catwoman-Kostüm anfertigen…
Cliff Chiang erzählt seine mitreißende aber auch humorvolle Geschichte in farbenfrohen Bildern, die im Großformat der zweibändigen Panini-Ausgabe sehr gut zur Geltung kommen.
Bereits 2002 brachte der Panini Verlag als Lizenzprodukt ein Buch namens Batman – Die Welt des dunklen Ritters heraus. Dieses war in der Originalausgabe bei Dorling Kindersley dem Spezialisten für opulente Bildbände erschienen, der 2012 – zum Kinostart von Christopher Nolans The Dark Knight Rises – eine komplett überarbeitete Neuausgabe des Buches veröffentlichte.
Angesichts den neuen Kinofilms The Batman wiederholt sich dieser Vorgang ein Jahrzehnt später. Daniel Wallace hat zusammen mit Matthew K. Manning die ersten 190 Seiten seines Buchs teilweise etwas ummontiert und gelegentlich ansprechender bebilder. Die letzten sechzehn Seiten sind neu und dokumentieren, wie sich die Welt von Batman in den letzten zehn Jahren durch Ereignisse wie Jahr Null oder Batman: Metal verändert hat.
Neben detaillierten Informationen zu Batmans Ernährungs- und Trainingsplan bietet das Buch auch einen Einblick in die Historie der Comics. Konsequenterweise werden dabei Filme, TV-Serien und Videogames ganz außen vorgelassen und sich voll ausschließlich auf die Comics konzentriert.
Auf 216 mit ebenso viel Sachverstand wie Liebe zum Detail layouteten Seiten kann der Leser bzw. Blätterer die wichtigsten Stationen, Krisen und Schicksalsschläge miterleben, mit denen der Dunkle Ritter seit seinem ersten Auftritt in Detective Comics # 27 von 1939 bis hin zur aktuellen Miniserie Die drei Joker.
Besondere Aufmerksamkeit wird dabei Meilensteinen wie The Dark Knight Returns, Year One, Arkham Asylum, The Killing Joke, The Long Halloween, Hush oder Identity Crisis gewidmet. Batman hat sich im Laufe von acht Jahrzehnten vielleicht nicht immer weiterentwickelt, aber allen radikalen Änderungsversuchen mannhaft getrotzt. Auch daher ist er immer noch der Lieblingsrächer von fast jedem Superhelden-Fan und seine Comics sind so düster wie am ersten Tag.
Die epische Batman-Saga Knightfall endete nicht damit, dass der ebenso kräftige wie intrigante Bane dem dunklen Ritter das Genickt brach. Auf dem Krankenbett kümmerte sich Bruce Wayne um einen Nachfolger.
Jean-Paul Valley trat als mysteriöser Racheengel Azrael das Erbe seines Vaters an. Es ist sehr schade, dass in der DeLuxe-Ausgabe von Knightfall nicht der Comic Sword of Azrael enthalten ist, der von den Ursprüngen des Ritters mit dem brennenden Schwert und von seiner ersten Begegnung mit Batman erzählt.
Jean-Paul Valley schlüpft nach Bruce Waynes Lähmung zunächst in das Kostüm von Batman. Doch erst nachdem er eine Hightech-Rüstung angelegt hat, kann er bei der brutalen Gewalt von Bane mithalten und diesen zu Fall bringen. Dieser Abschluss der Knightfall-Storyline wurde 1993 in Heft 500 der regulären Batman-Serie erzählt.
In Detective Comics 667 startet nahezu zeitgleich die sich durch etliche DC-Serien ziehende Reihe Knightsquest. Panini präsentiert in einem knapp 1000-seitigen überformatigen Hardcover-Band alle 35 Hefte dieser Saga.
Enthalten sind auch einige weitere DC-Veröffentlichungen, wie zwei Robin-Hefte oder die Pinguin-Geschichte aus Showcase ’94, die zwar kein Knightquest-Logo auf dem Cover tragen, aber dennoch mit der Geschichte zusammenhängen.
Knightquest besteht aus zwei Storylines. The Crusade erzählt davon, wie Jean-Paul Valley versucht als Batman klarzukommen. Dieser Teil des Epos zieht sich durch 27 Hefte mit Gastauftritten von Catwoman, Joker oder sehr seltsamen Varianten von Clayface. Trotz einiger Highlights wirkt dieser Teil der Geschichte sehr unausgegoren.
So verfügt der neue Batman über ein Batmobile, das auf Schienen fährt und zu seinen Gegnern gehören alberne Charaktere, wie die nach der Geburt getrennten Cowbow-Zwillinge Tad und Tom Trigger. Die ständigen Selbstzweifel des zu Gewalttaten neigenden Jean-Paul dominieren dabei die Geschichten. Trotzdem bleibt bis zuletzt völlig unklar, wie der neue Batman tickt.
Doch der schlechte Eindruck, den diese Ansammlung wirrer Konzepte hinterlässt, wird relativiert – wenn nicht sogar neutralisiert – durch die zweite Knightquest-Storyline The Search. Diese besteht nur aus acht Heften und erzählt recht knackig, wie Bruce Wayne bei einem Abenteuer in Banes Heimat, dem Inselstaat Santa Prisca, und in Großbritannien wieder zu Kräften kommt.
Für diesen Teil der Geschichte spricht auch, dass hier die schon lange gärende Love Story zwischen Bruce Wayne und seiner Ärztin Shondra Kinsolving zu einem ergreifenden Ende gebracht wird. Auch die Zeichnungen von Ron Wagner und Eduardo Barreto gehören zu den Highlights des Epos.
Zu internationalen Ruhm brachte es Guillem March, als Zeichner einer sehr erotischen Catwoman. Der Spanier setzte danach weiterhin sehr ansprechend DC-Heldinnen in Szene, verwirklichte aber auch ein Herzensprojekt im klassischen europäischen Albumformat.
Karmen erzählt von der Studentin Catalina, die immer noch in ihren Sandkisten-Freund Xisco verliebt ist und sich aufdringlich in dessen Liebesleben einmischt. Als sie zu erkennen glaubt, dass sie emotional auf den Holzweg ist, beschließt Catalina sich das Leben zu nehmen. Dies ruft Karmen auf den Plan.
Die rothaarige Frau mit den Sommersprossen trägt einen Skelettanzug und dokumentiert im Auftrag höherer Mächte, wie Erdenbürger zu Tode kamen, bevor sie in die nächste Daseinsebene wechseln. Dies ist eigentlich eine schnell erledigte Routinetätigkeit, doch Karmen lässt sich Zeit und befasst sich sehr intensiv mit Catalina. Karmen zweifelt am Sinn von Catalinas Selbstmord und pocht zum Entsetzten ihrer Vorgesetzten an der Weltordnung…
Da Catalina sich in der Badewanne die Pulsadern aufgeschnitten hat, geistert sie splitternackt durch die Zwischenwelt. Diesen Vorwand nutzt Guillem March zwar ausgiebig, um seine Fähigkeit attraktive Frauen zu zeichnen zur Schau zu stellen, doch nicht minder sinnlich präsentiert er die Schönheit seiner Heimatstadt Palma de Mallorca. Dies gipfelt in einer beeindruckend in Szene gesetzten Doppelseite, die zeigt wie Catalina über der Kathedrale der Heiligen Maria schwebt.
Doch nicht nur die Bilder sprechen für den Comic, der auf zahlreichen Ebenen begeistert. So lässt March seine beiden Hauptfiguren – unbemerkt von den Mallorquinerinnen und Mallorquinern – durchaus tiefsinnig über den Sinn des Lebens plaudern. Zugleich stellt er interessante und amüsante Theorien über das Leben nach dem Tode auf. Guillem March gelang mit Karmen ein sinnlicher Comic, der optisch und inhaltlich fesselt.
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