Werner Enke: Es wird böse enden

Anno 1967 gelang es Werner Enke in der Rolle des Schwabinger Lebenskünstlers Martin die von der jungen Uschi Glas verkörperte Barbara auf seine Bude und sein Bett zu locken. Doch obwohl der Film Zur Sache, Schätzchen hieß, wollten sich Enke und die Regisseurin May Spils jegliche Eindeutigkeiten verkneifen und die weitere Handlung verlief dann eher platonisch.

Martin kam aber dennoch durchaus zur Sache und zeigte Barbara seine “Filmproduktion“, die aus etlichen Daumenkinos mit animierten Strichmännchen bestand. Der Held eines dieser Minidramen war ein Boxer namens “der schlaffe Haro“, der viele Jahre später zur zentrale Figur in einer sehr viel komplexeren Geschichte wurde.

Den Titel seines 2003 erschienenen Buchs Es wird böse enden entnahm Enke ebenfalls aus dem Film Zur Sache, Schätzchen, aber auch dem Zitatenschatz seiner Großmutter. Enkes Buch besteht aus ganzseitigen Illustrationen, die sehr schlicht gezeichnete Strichmännchen in allen möglichen Lebenslagen zeigen. Jede Zeichnung enthält nicht nur eine meist auch etwas philosophische Pointe (Ich tue nicht nichts, wenn ich nichts tue.) oder Alltagsbeobachtung (Du bist natürlich eingeladen! Haste Geld dabei?), sondern ist zugleich mehr als ein Cartoon.

Die einzelnen Gags sind auch Teil eines faszinierenden Kosmos, der sich dem Leser recht schnell erschließt und trotz des simplen Zeichenstils sehr komplex ist. Gegen Ende des Buches zeigt Enke auf einer Doppelseite noch einmal das ganze Universum seiner Geschichten mit dem ABC-Kino, dem Modern Art Museum, der Kneipe Die Säge und mit Heiduks Laden, der trotz des Schildes “Einbrechen verboten“ immer wieder ausgeraubt wird. Es ist richtig schade, wenn Haro und der Leser diese Welt schließlich verlassen müssen.

In Zeiten wie diesen ist ein Buch, das Müßiggang und “in den Tag hineinleben“ lobt (Ich tue schon seit langem gar nichts. Und auch das wird mir langsam zu viel.) und vor blindem Aktionismus (Soll ich die ganzen alten Akten vernichten lassen? Aber nicht, ohne dass von Allem vorher eine Fotokopie angefertigt worden ist.) warnt, wichtiger denn je. Daher ist es es sehr erfreulich, dass mittlerweile eine Neuauflage von Es wird böse enden erschienen ist, der auch noch ein Daumenkino mit dem Film Der Hammerwerfer beiliegt.

Heiner Lünstedt

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