Die kanadische Comickünstlerin Kate Beaton wuchs auf einer idyllischen Insel in der Provinz Nova Scotia auf. Ihr war klar, dass sie nach ihrem Geschichts-Studium in ihrer alten Heimat keine Arbeit finden würde. Da es auch ansonsten nicht einfach ist, sich eine Existenz als Historikerin aufzubauen, beschloss sie einen artfremden Job anzunehmen, um den Kredit, den sie für ihr Studium aufgenommen hatte, zurückzahlen zu können.
Für zwei Jahre zog Beaton westwärts und ging dorthin, wo im großen Masse Raubbau an der Natur vorgenommen wird. In landschaftlich sehr schönen Alberta werden ganze Wälder gerodet und der Boden abgetragen, da sich darunter in Sand gebundenes Erdöl gewinnen lässt. Dies erfordert harte Arbeit, die recht gut bezahlt wird und die unterschiedlichsten Charaktere in die westliche Provinz ziehen lässt.
Kate Beaton ist eine der wenigen jungen Frauen, die versucht sich in der von Männern dominierten Arbeitswelt zu behaupten. Sie arbeitet zunächst an der Materialausgabe und muss feststellen, dass viele der Arbeiter gar nicht zu ihr kommen, weil sie Werkzeug benötigen, sondern um einen Blick auf “die Neue“ zu werfen. Dieses Anstarren, sowie dumme Macho-Sprüche – aber auch sehr viel Schlimmeres! – gehören fortan zu Beatons Alltag.
Ihre Erfahrungen verarbeitete sie zur 420-seitigen Graphic Novel Ducks: Two Years in the Oil Sands. Dabei konfrontiert sie ihre eher niedlich gezeichneten Figuren mit schweren technischen Gerätschaften, die sie akribisch wiedergegeben hat. Die Erzählung lässt durch den stetigen Wechsel zwischen betroffen machenden und eher humorigen Episoden an ein Tagebuch denken, wobei Beaton eher dokumentiert als kommentiert.
Der Comic wurde in den USA zu einem großen Erfolg und fand Aufnahme in die Bestenlisten der New York Times, des New Yorkers, des Time-Magazins und der Washington Post. Ein richtiger Hype brach aus, nachdem Beatons Graphic Novel auf Barack Obamas jährlicher Empfehlungsliste zu finden war, als erster Comic überhaupt!
Heiner Lünstedt
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