Es erstaunt weiterhin, mit welchen ungewöhnlichen Themen sich eine Serie aus dem Spirou-Universum über die Abenteuer des noch halbwegs jungen Grafen Rummelsdorf beschäftigt. Nachdem er dabei half den Codes der von den Nazis entwickelten Dekodierungs-Maschine Enigma zu knacken, fand er im zweiten Album Patient A heraus, dass die Deutschen im Zweiten Weltkrieg ihren Soldaten das Aufputschmittel Pervitin („Panzerschokolade“) verabreichten.
In Eine Handvoll Kohlenstoffatome, dem dritten Soloabenteuer von Pankratius Hieronymus Ladislaus Adalbert Graf von Rummelsdorf, geht es um Verhütung. Im Rahmen einer spannenden Handlung wird sowohl die Funktionsweise der Pille erklärt, als auch die Gefahren von durch medizinische Laien durchgeführten Abtreibungen thematisiert.
Nach einem erschütternden Prolog, in den (Vorsichtig, Spoiler) Rummelsdorfs Freundin Blair Mackenzie 1941 von ihm schwanger ist und bei dem Versuch einer Abtreibung ums Leben kommt, entwickelt der Graf die Grundlagen der Antibabypille. 1951 bekommt er Besuch aus den USA und reist mit Margaret Sanger, die sich für Frauenrechte und Geburtenkontrolle einsetzt, nach Boston.
Dort soll er seine Forschungsergebnisse mit anderen Wissenschaftlern teilen und wird auf dem Weg zu seinen Kollegen von Agenten verfolgt. In Boston kommen der Graf und Margaret an einem Kino vorbei, in dem gerade Alfred Hitchcocks Der Fremde im Zug gezeigt wird. Das ist natürlich kein Zufall, denn das zum Teil in einem Zug spielende Comic-Abenteuer erinnert an frühe Hitchcock-Filme wie Die 39 Stufen oder Eine Dame verschwindet.
Einmal mehr gelang ein großartig von David Etien ( Die Vier von der Baker Street) in Szene gesetztes Album, mit dem das Autorenduo Béka (Bertrand Escaich und Caroline Roque) erneut ein ernsthaftes Thema anspricht. Die Geschichte ist erschreckend aktuell, denn das höchste Gericht des US-Bundesstaats Arizona hat gerade ein 160 Jahre altes Abtreibungsgesetz für gültig erklärt. Ärzten, die Abtreibungen vornehmen, drohen fünf Jahre Haft und den dortigen Frauen weiterhin ein ähnlich trauriges Schicksal wie Rummelsdorfs geliebter Blair.
Heiner Lünstedt
“Spirou präsentiert: Rummelsdorf 3: Eine Handvoll Kohlenstoffatome“
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