ZERBROCHENE MENSCHEN UND EIN KAPUTTER HELD

Ausstellung mit Werken des Münchner Comickünstlers Frank Schmolke

Münchner Stadtbibliothek im HP8

22.09. bis 03.10.2022 – 7.00 bis 23.00 Uhr

Hans-Preißinger-Straße 8– 2. Stock – Eintritt frei

Am Donnerstag, 22. September um 19.00 Uhr wird die Ausstellung mit einem Künstlergespräch mit Frank Schmolke eröffnet. Dieses findet im Vortragssaal Projektor im Erdgeschoss des HP8 statt. Der Eintritt ist ebenfalls frei. Anschließend gibt es in der Ausstellung eine Signieraktion.

Bitte informieren Sie sich vor dem Besuch der Bibliothek über die aktuellen Aufenthalts- und Hygieneregeln.

Das Comicfestival München findet im Juni 2023 in der Münchner Stadtbibliothek im HP8 statt. Dort gibt es bereits in diesem Jahr eine Comicveranstaltung. Im Zentrum stehen zwei Werke von Frank Schmolke, die auch außerhalb der Comicbranche viel Aufmerksamkeit erfahren haben.

Frank Schmolke: Nachts im Paradies

Timur Vermes attestiert dem Künstler: „Er beschleunigt geschickt die Action, verzögert genüsslich Gefühliges und Grusliges, er verarbeitet sogar das Papier der Seiten zu Special Effects.“ (Den kompletten Text des Autors von Er ist wieder da finden Sie unten.)

Frank Schmolke: Nachts im Paradies

Wenn “Auftragsflauten oder finanzielle Krisen“ herrschten, arbeitete Frank Schmolke als Taxifahrer. Dabei entstanden erste Skizzen zu Nachts im Paradies im Taxi. Basierend auf eigenen Erlebnissen erzählt Schmolke vom Taxler Vincent, der sich während des Oktoberfests hohe Umsätze erhofft.Die Spontanität seiner Skizzen verarbeitete Schmolke zu einer spannenden Geschichte, die mit Jürgen Vogel verfilmt wird.

Der Augensammler

Sebastian Fitzek wäre wohl “ohne Abenteuer von Superhelden, Galliern oder Enten“ kein Autor geworden. Daher war er sehr gespannt auf eine Comic-Adaption seines Thrillers Der Augensammler. Schmolke setzt diesmal Farbe ein. Auch dies funktioniert bestens, weil die Kolorierung dabei hilft, Stimmungen zu vermitteln. Timur Vermes meint, dass durch die Farbe Schmolkes „schmutzig verschneites Berlin nicht bunter, sondern kälter“ wird.

Eine vom Kulturreferat der LH München geförderte und von Michael Khambekar vom Comicfestival München kuratierte Ausstellung zeigt – genau dort, wo Krimis und Comics ausgeliehen werden können – ausgewählte Sequenzen aus Nachts im Paradies und Der Augensammler.

FRANK SCHMOLKE Foto © Lars von Törne

Am Donnerstag, 22. September um 19.00 Uhr wird die Ausstellung des Comicfestival München mit einem von Heiner Lünstedt, dem Leiter des Comicfestival München moderierten, Künstlergespräch eröffnet. Sie können Frank Schmolke hier z. B. fragen, ob Sebastian Fitzek der Augensammler-Comic gefallen hat. Anschließend gibt es in der Ausstellung eine Signieraktion, bei der Frank Schmolke für die Besucherinnen und  Besucher zeichnet.

TIMUR VERMES Foto © Jörg Koch
Timur Vermes: Der Augensammler existiert in München

Frank Schmolke heißt er. 1967 hier geboren, zeichnet seit 20 Jahren, aber seit drei Jahren sammelt und öffnet er mehr Augen denn je. 2019 machte sein düsterer Hingucker „Nachts im Paradies“ das Wegschauen unmöglich. Denn die Taxifahrer-Ballade überraschte mit einem anderen, unbekannten München: die „Weltstadt mit Herz“ als schwarz-weißer Mega-Klotz aus abweisenden Glastürmen und vielspurigen Betonschneisen.

Nassgrau, im Herbst, voller Oktoberfestzombies, Zuhälter, Nutten.

Faszinierend unbehaglich.

„Nachts im Paradies“ gewann den renommierten Rudolph Dirks Preis, überzeugte Kritik und Leser – und öffnete Schmolke neben Herzen auch Türen. 2020 präsentierte er die Comic-Variante des deutschen Superhelden-Film „Freaks“, jetzt interpretiert er Sebastian Fitzeks Topseller „Der Augensammler“. Für Schmolke eine Gelegenheit, um mit großer Spielfreude noch finsterer zu werden.

Zerbrochene Menschen und ein kaputter Held, der dem eigenen Kopf misstraut. Schmolke zitiert den film noir und Nosferatus Schattenwelten.

Er beschleunigt geschickt die Action, verzögert genüsslich Gefühliges und Grusliges, er verarbeitet sogar das Papier der Seiten zu Special Effects. Er inszeniert wirkungsvoll Fitzeks bizarre Schockmomente,

Kategorie: „Das Schweigen der Lämmer“. Und obwohl Schmolke erstmals seit längerem wieder Farben nutzt, wird sein schmutzig verschneites Berlin dadurch nicht bunter, sondern kälter. Eine Gelegenheit, Fitzek neu zu entdecken, anders zu entdecken. Mit einem besonderen Vorteil hier, in Ihrer Bibliothek.

Denn hier stehen beide Versionen im Regal nebeneinander. Spannung links, Comic rechts.

Made in Berlin vs. Made in München – vergleichen Sie’s selbst.

 

 

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