Prinz Eisenherz: Excalibur

1994 startete Marvel eine vierteilige Prinz-Eisenherz-Serie, die sich nur sehr lose an dem auch heute noch im Wochentakt erscheinenden Zeitungscomic orientiert.

Bereits 1954, im Windschatten der Eisenherz-Verfilmung mit Robert Wagner, brachte der Dell Verlag in Eigenregie und ohne Mitwirkung von Hal Foster einige Comichefte heraus, die bei uns von Bocola als Sonderbände veröffentlicht wurden. Dort wird jetzt ebenfalls die Marvel-Serie im Großformat von 23 x 32 cm und als Ergänzung zur optimal aufgemachten Eisenherz-Gesamtausgabe herausgebracht.

Cover von Michael Kaluta

Der von Bocola gewählte Titel “Excalibur“ passt recht gut, denn einer der Gründe für Marvels Interesse an dem Rittercomic dürfte John Boormans gleichnamiger Kinoerfolg gewesen sein. Auf der Webseite von Bocola ist ein Interview mit dem britischen Zeichner John Ridgway zu finden, in dem dieser erzählt, dass „die einzige konkrete Anweisung, die ich von dem Redakteur bei Marvel bekam, war, dass die Rüstung aussehen sollte wie im Film.“

Zeichnung von John Ridgway

Ridgway fügt noch hinzu: „Allerdings ist der im Film gezeigte Plattenpanzer aus dem 15. Jahrhundert und Fosters Eisenherz spielt im 6. Jahrhundert. Insofern fand ich diese Vorgabe etwas seltsam. Dieser zuständige Redakteur verließ das Projekt, nachdem ich mit der Arbeit am ersten Buch begonnen hatte, so dass es zu spät war, über eine Überarbeitung der Rüstung nachzudenken.“

Farben von Curtis Woodbridge

John Ridgways Zeichnungen mit denen von Hal Foster wäre unfair, da die Marvelserie für ihn und alle Beteiligten in erster Linie ein Job zum Broterwerb und keine Selbstverwirklichung war. Dennoch ist hier sehr viel mehr kreativer Idealismus im Spiel als bei den schlichter gestrickten Dell-Heften. Das Konzept der Eisenherz- Miniserie stammt von Charles Vess, der auch als Fantasy-Künstler und Comiczeichner tätig ist. Vess steuerte zu den Marvelheften einige Illustrationen bei und orientierte sich bei der inhaltlichen Ausrichtung an einem der bekanntesten literarischen Werke über König Arthur.

Illustration von Charles Vess

T. H. Whites Roman Der König auf Camelot (The Once and Future King) von 1958 inspirierte den Disneyfilm Die Hexe und der Zauberer und das Musical Camelot. Vess übernahm von White für die vier Marvel-Comics die Kapitel-Überschriften The Sword in the Stone, The Queen of Air and Darkness, The Witch in the Wood und The Ill-Made Knight.  Dies ist zwar etwas unlogisch, denn während Whites Buch mit der Jugend von Arthur beginnt, fängt der Comic mit dessen Ende an.

Bocolas bereits vergriffene Vorzugsausgabe

Dennoch entstand ein inhaltlich ansprechender Fantasy-Comic, der sich einige Freiheiten im Umgang mit Fosters Eisenherz nimmt. Details hierzu liefert das interessante Vorwort von Uwe Baumann. Für diese Veröffentlichung spricht auch die im Vergleich zur Carlsen-Ausgabe von 1995 sehr viel bessere Druckqualität, in der die teilweise wirklich beeindruckenden Zeichnungen von John Ridgway und die detvon allen typographischen Ballast befreiten Titelbilder von Michael Kaluta zum Abdruck kommen.

Heiner Lünstedt

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