Barbara Yelin: Emmie Arbel

Bereits der 2022 erschienene Band Aber ich lebe – Vier Kinder überleben den Holocaust enthält einen 37-seitigen Comic von Barbara Yelin über Emmie Abel. Diese wurde 1942 zusammen mit ihrer jüdischen Familie aus den Niederlanden deportiert. Im Gegensatz zu ihren Eltern und Großeltern überlebte sie die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen.

Barbara Yelin zeigt wie die achtjährige Emmie 1945 kurz nach der Befreiung miterleben muss, wie ihre Mutter stirbt. Die Comickünstlerin arbeitete für ihren Comic eng mit Emmie Arbel zusammen und erzählt auch davon, wie diese noch heute darüber nachdenkt, ob ihre Mutter vielleicht überlebt hätte, wenn sie ihrer Tochter nicht ihr Essen gegeben hätte.

Emmie Arbel war zunächst skeptisch, ob eine Graphic Novel das richtige Medium wäre, um ihre Erlebnisse zu erzählen. Doch als sie das Resultat sah, war sie – genau wie Barbara Yelin – der Meinung, dass knapp 40 Seiten bei weitem nicht ausreichen, um ihren Erinnerungen gerecht zu werden.

Daher entstand mit Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung ein 160-seitiger Comic, der sich auch äußerst intensiv damit beschäftigt, dass die Befreiung aus dem KZ kein Happy End war, weil danach das Leiden nicht aufhörte. Auf Emmie Arbels ausdrücklichen Wunsch hin thematisiert Barbara Yelin im Comic auch, dass die knapp zehnjährige Holocaust-Überlebende von dem Vater ihrer niederländischen Pflegefamilie ein Jahr lang fast jeden Tag sexuell missbraucht wurde.

Trotz der Einblicke in schreckliche Finsternisse ist der Comic kein durchgehend trauriges Buch. Barbara Yelin erzählt auch davon, wie Emmie Arbel nachdem sie nach Israel immigrierte – trotz zahlreicher Widerstände – ihren eigenen Weg ging und heute viel Zeit mit ihren Töchtern und ihrem Enkel im Garten ihres Hauses in der Nähe von Haifa verbringt.

Mit Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung gelang Barbara Yelin eine Graphic Novel, die sich durch die wohlüberlegte kunstvolle Visualisierung und die menschliche Nähe, die die Autorin zur Hauptfigur aufbaut, ebenso intensiv wie Art Spiegelmans Klassiker Maus mit dem Schicksal von Holocaust-Überlebenden beschäftigt.

Heiner Lünstedt

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