Am 10. Januar 1929 trat im belgischen Magazin Le Petit Vingtième erstmal ein gewisser Tintin auf, der zusammen mit seinem Hund Milou per Eisenbahn ins Land der Sowjets aufbrach, um seine Leser “absolut authentisch“ über die dortigen Zustände zu informieren. Bereits auf der zweiten Seite des Comicabenteuers wird ein Sprengstoffanschlag auf den wackeren Reporter verübt.
Dies resultiert darin, dass Tintin in Berlin von der dortigen Polizei verhaftet wird und sich eine turbulente Verfolgungsjagd mit den Schupos liefert. Als er in ein Polizeiauto springt und Gas gib, verändert sich Tintins Frisur. Fortan trägt Tintin jene leicht nach hinten schwingende Tolle, die zu seinem Erkennungsmerkmal werden sollte.
Was der bei uns als Tim bekannte Reporter schließlich in Russland an Schandtaten der Sowjet-Obrigkeit erlebt, hat dessen damals 21-jähriger Schöpfer Hergé einem einzigen Buch (Moskau ohne Schleier von Joseph Douillet) entnommen und teilweise eins zu eins übernommen. Die reichlich plumpe antikommunistische Propaganda ist jedoch nur ein sehr kleiner Bestandteil in Hergés 139-seitigen Comic, der in erster Linie eine turbulente Verfolgungsjagd erzählt.
Lange Zeit wurde Tim im Lande der Sowjets nicht wieder neu aufgelegt. Nachdem zahlreiche Raubdrucke erschienen, folgte 1973 es eine offizielle Neuausgabe, und der Comic wurde schließlich als Band 0 in die Albenreihe integriert.
In Frankreich und Belgien erschien 2017 eine sorgfältig kolorierte Edition, die Carlsen mit sechs Jahren Verspätung zum fairen Preis von 25 Euro als schön aufgemachte Sammlerausgabe ohne Vor- oder Nachwort herausgebracht hat.
Völlig unklar ist jedoch, warum die in früheren Ausgaben enthaltene Seite 99 diesmal weggelassen wurde.
Heiner Lünstedt
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