Der Film spielt in den 80er-Jahren kurz vor und nach dem politischen Umschwung in Osteuropa. Hauptschauplatz ist Bíly Potok ein abgelegenen Ort an der tschechoslowakisch-polnischen Grenze. Hier arbeitet Alois Nebel als Fahrdienstleiter.
Vor allem wenn es nebelig trüb wird, was in der abgelegenen Gegend recht häufig geschieht, bekommt Alois Nebel seine düsteren Erinnerungen auch nicht mehr durch das Lesen von Kursbüchern in den Griff. Als dann auch noch ein mysteriöser Fremder die Grenze überschreitet, werden einige scheinbar lange verdrängte Gespenster der Vergangenheit wieder verdammt real…
Formal ist der auf dem gleichnamigen Comic von Jaroslav Rudiš und Jaromír 99 basierende Trickfilm Alois Nebel ein Meisterwerk. Die meisten Szenen wurden zunächst mit realen Darstellern gedreht und dann durch Rotoskopie und Computer-Animation so verfremdet, dass der Film wie ein perfekt bewegter (aber auch bewegender) schwarzweißer Comic mit klaren harten Konturen wirkt, der stilistisch irgendwo zwischen Persepolis und Sin City angesiedelt ist.
Die Geschichte ist erstaunlich vielschichtig. Erzählt wird von Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschechoslowakei vertrieben wurden, sowie von Wendehälsen, die zu allen Zeiten ihre Schwarzmarktgeschäfte durchziehen und auch nach dem Abzug der sowjetischen Truppen weiter an den Schalthebeln der Macht sitzen.
Doch in erster Linie geht es um die zu Depressionen neigende Hauptfigur Alois Nebel, der es zunehmend schwerer fällt noch in seiner klar strukturierten Eisenbahner-Welt klar zu kommen.
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