Sergio Ponchione: Memorabilia

Bereits 2013 veröffentlichte Sergio Ponchione mit DKW einen 27-seitigen Comic über Steve Ditko (Spider-Man), Jack Kirby (Fantastic Four) und Wally Wood (MAD, EC-Comics). Der italienische Comickünstler tritt in dieser Story auch selber auf und macht einen Nachwuchszeichner mit den drei Großmeistern des US-Comics vertraut.

Durch beeindruckende Collagebilder, in denen er die unterschiedlichen Zeichenstile des Trios sowohl imitiert als auch interpretiert, vermittelt er biografische Details. Für den vorliegenden Band hat Ponchione seinen Comic um Hommagen an Will Eisner und Richard Corben ergänzt.

Auch sein eigenes Licht stellt Ponchione dabei nicht unter den Scheffel und weist darauf hin, dass es in seiner Heimatstadt Asti eine Dauerausstellung mit seinen Werken gibt.

Das mag etwas arrogant wirken, doch dem seit den Neunzigern in der Comicbranche tätigen Zeichner gelingt ein informativer und großartig in Szene gesetzter Exkurs durch die Geschichte seines Mediums.

Es wäre sehr erfreulich, wenn Sergio Ponchione in diesem Stil auch noch die in seinem Comic angekündigten Biografien über Alex Toth, E. C. Segar und Robert Crumb nachliefern würde.

Heiner Lünstedt

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Marvel Comics Library – Spider-Man 2

Nachdem Taschen im ersten Band seiner pompös aufgemachten Reihe Marvel Comics Library die erste Hälfte der legendären Spider-Man-Hefte Stan Lee und Steve Ditko präsentierte, folgt jetzt der Abschluss dieser kurzen aber fruchtbaren Zusammenarbeit. Genau wie zuvor bereits bei den Fantastic Four und danach bei zahlreichen weiteren Marvel-Klassikern, wie den Avengers oder den X-Men, war beim Spinnenmenschen ebenfalls Jack Kirby als Zeichner vorgesehen.

Von diesem stammt auch das legendäre Cover des Heftes Amazing Fantasy 15, in dem Spider-Man seinen ersten Auftritt hatte. Doch die darin enthaltene Geschichte, die auf elf Seiten erzählte, wie der Schüler Peter Parker zu seinen Superkräfte kam, zeichnete Steve Ditko. Stan Lee hielt ihn für besser geeignet, als den auf überlebensgroße Helden und Schurken spezialisierten Kirby, um die Erlebnisse eines kontaktscheuen Schülers in Szene zu setzen, der plötzlich ebenso große Macht wie Verantwortung hat.

Der gewaltige Erfolg von Spider-Man gab Lee recht. Doch nach 38 Heften mochte Ditko nicht mehr. Warum er aufhörte Spider-Man zu zeichnen, wird wohl für immer eins der größten Mysterien der Comicbranche bleiben. Auch später als er in Credits von Blockbustern gemeinsam mit Stan Lee als Schöpfer von Spider-Man genannt wurde, ließ sich Ditko nicht zu Interviews oder Statements bewegen.

Taschen hat auch für diese 620-seitige Edition alles drangesetzt, um die Comichefte so originalgetreu wie möglich abzudrucken. Für die Reproduktionen der Cover und Backcover wurde Hochglanzpapier und für die Innenseiten Offsetpapier mit matter Oberfläche verwendet. Auf diese Weise kommen die Comics – inklusive der Leserbriefe und Werbeanzeigen – in einem Hardcoverband in englischer Sprache im Format von 28 x 39,5 cm zum Abdruck, also doppelt so groß wie einst die Originalhefte. Als Beigabe gibt es eine Übersicht mit Inhaltsangaben, sowie Hinweise auf die Besonderheiten der enthaltenen Ausgaben. Hierbei handelt es sich um die 1965 und 1966 erschienenen Hefte 20 bis 38, sowie das Spider-Man Annual No. 2.

Bemerkenswert an diesem Band ist, dass der prominent angekündigte Vorwortschreiber diesmal nicht nur zwei Seiten mit persönlichen Erinnerungen gefüllt hat, sondern auch fachlich einiges geliefert hat. Jonathan Ross ist eine der interessanten Persönlichkeiten in der britischen Entertainment-Branche. Ich hatte das große Glück ihn einige Male als Moderator auf dem San Diego Comic Con zu erleben und war von seiner verbalen Brillanz, seiner Schlagfertigkeit und seiner jederzeit spürbaren Liebe zur Trivialkultur beeindruckt. Außerdem besitzt Ross eine der größten Comic-Sammlungen der Welt und hat die Superheldenparodie America’s got Talent geschrieben. Diesen Prachtband garniert Ross auf zwölf Seiten mit einer ebenso fundierten wie pointierten Einleitung.

Die Ditko-Nachfolge trat übrigens John Romita Sr. an, dessen großartigen Spider-Man-Comics hoffentlich auch bald in einer Ausgabe der Marvel Comic Library zu bestaunen sein werden.

Heiner Lünstedt

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