Tanguy und Laverdure Collector’s Edition 4

Am 29. Oktober 1959 erlebte in der ersten Ausgabe des Comicmagazins Pilote nicht nur Asterix seine Premiere, sondern auch eine weitere ebenfalls von Albert Uderzo gezeichnete Serie startete hier im wahrsten Sinne des Wortes durch.

Auch die Abenteuer der tollkühnen französischen Militärpiloten Michel Tanguy und Ernest Laverdure haben mittlerweile Klassikerstatus. Die Serie inspirierte zwei TV-Serien, sowie den aufwändigen französischen Kinofilm Sky Fighters.

Albert Uderzo blieb allerdings nur kurz an Bord und löste nach acht detailfreudig zu Papier gebrachten Alben mit Tanguy und Laverdure den Schleudersitz aus. Ein Wochenpensum von fünf Comicseiten pro Woche für Asterix und die Fliegerserie war für ihn nicht mehr zu bewältigen. Daher fragte er bei Joseph Gillain alias Jijé an, ob er die Serie übernehmen wolle. Zu Uderzos Überraschung war der Schöpfer von Comicerfolgen wie Valhardi oder Jerry Spring bereit in seine Fußstapfen zu treten.

Uderzo stand bei der Übergabe mit Rat und Tat zur Seite. Diese Zusammenarbeit beim Album Sondereinsatz resultierte in einigen höchst amüsanten und lässig in Szene gesetzten Slapstick-Aktionen, bei denen sich der tollpatschige Laverdure als Wintersportler versuchte.

Uderzo hielt es jedoch für keine gute Idee, dass Jijé das nach und nach das Aussehen von Tanguy und Laverdure änderte, damit sie den Darstellern Jacques Santi und Christian Marin (Der Gendarm von Saint Tropez) ähneln, die deren Rollen seinerzeit in der erfolgreichen TV-Serie Les Chevaliers du ciel spielten. Uderzo hatte damit nicht ganz unrecht, denn die TV-Serie ist heute vergessen, während Comics mit Tanguy und Laverdure immer noch erscheinen.

Ein gutes Beispiel ist die optimal zusammengestellte Collector’s Edition von Egmont. In den frei ersten Bänden kamen alle von Albert Uderzo gezeichneten Fliegercomics zum Abdruck. In der vierten Hardcoveredition sind nicht nur die ersten beiden albenlangen Geschichten von Jijé enthalten, sondern auch noch drei in Schwarzweiß gezeichnete Comics, die in der 1968 und 1969 in der kurzlebigen Taschenbuchreihe Super Pocket Pilote veröffentlicht wurden.

Diese jetzt im Albumformat abgedruckten Stories sind für Comicfreunde sehr interessant. Die erste, recht humoristische Geschichte erzählt davon, wie sich Michel Tanguy und Ernest Laverdure erstmals trafen. Soviel sei gespoilert: Es war nicht gerade Freundschaft auf den ersten Bilck. Die zweite Geschichte Flugzeug in Flammen ist ebenfalls recht amüsant und zeigt die Piloten im amourösen Zweikampf.

Bemerkenswert ist die letzte Kurzgeschichte Ein Pilot tappt in die Falle, denn diese Story wurde von Jijé plastisch mit Grautönen „koloriert“. In der interessant zusammengestellten Einleitung des Buchs kommt auch eine in Spanien veröffentlichte Alternativversion der ersten Comicseite dieser Geschichte zum Abdruck, Diese wurde knallbunt eingefärbt und dabei auch noch zensiert, denn ein Transistorradio wurde so verschoben, dass sich dahinter jetzt das zuvor gut zu sehende Bikinioberteil einer jungen Dame befindet.

Heiner Lünstedt

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Jijé: Spirou

“Ich habe diesen Beruf nie so richtig ernst genommen, ich habe ihn nie als meinen Lebenszweck betrachtet, sondern eher als eines der angenehmsten Mittel, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen.“ Dieses Zitat stammt vom Belgier Joseph Gillain alias Jijé (Jerry Spring), dessen erste Spirou-Seite am 24. Oktober 1940 veröffentlicht wurde.

Da der Franzose Robert Veller, der Spirou 1938 erfunden hatte und unter dem Pseudonym Rob-Vel zeichnete, in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war, brachte Jijé dessen laufende Comic-Geschichte zu einem raschen Abschluss. Er sprang bis März 1941 ein und hatte keinerlei Probleme damit, den Titelhelden vom Le Journal de Spirou wieder seinem Schöpfer zu überlassen.

Jijé: Spirou
Erste Spirou-Seite von Jijé

Jijé widmete sich anderen Projekten, wie den Abenteuern des Detektives Jean Valhardi oder der Comic-Biografie des Priesters Don Bosco, bevor er wieder beim Pagen landete. Nachdem der Verlag Dupuis 1943 Rob-Vel die Rechte an Spirou abgekauft hatte, übernahm Jijé die Serie erneut. Der Jazz-Fan bevorzugte dabei einen lockeren und spontanen Stil. Außerdem ließ er in seinen Spirou-Comics erstmals Fantasio auftreten.

Jijé: Spirou

Es ist sehr erfreulich, dass sich der Carlsen Verlag nicht darauf beschränkt, in acht fachkundig kommentierten Hardcover-Bänden sämtliche Spirou-Comics von André Franquin zu veröffentlichen und die Gesamtausgabe mit den nachfolgenden Geschichten von Jean-Claude Fournier, Nic & Cauvin sowie Tome & Janry fortzuführen.

Rob-Vel: Spirou

Nachdem zuvor bereits alle Spirou-Comics von Rob-Vel veröffentlicht wurden, präsentiert Carlsen in einem zweiten Classic-Band das von Jijé gezeichnete Material. Bis 1951 brachte Jijé mit circa 150 Seiten sehr viel weniger Comic-Geschichten als sein Vorgänger oder die meisten seiner Nachfolger zu Papier.

Jijé: Spirou

Doch über die Spirou-Comics hinaus hat Jijé auch zahlreiche Cover, Illustrationen, Werbematerialien und Merchandise-Artikel gestaltet, die ebenfalls in diesem Band gewürdigt werden. Nicht zu vergessen ist, dass Jijé außerdem André Franquin sowie dem Lucky-Luke-Schöpfer Morris als Mentor diente und auch dadurch maßgeblich zur Erfolgsgeschichte des (franko-) belgischen Comics beigetragen hat.

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Spirou-Zeichner Olivier Schwartz kommt zum Festival!

Der 1963 in Nogent-sur-Marne geborene Künstler debütierte 1983 im französischen Comicmagazin P.L.G.P.P.U.R.. Mit dem Szenaristen Christian Goux schuf er in den Achtzigern die Serie Fanny, Raf und Angelo.

Olivier Schwartz
© M H

Seit 1993 arbeitet er mit Jean-Louis Fonteneau an der Kinder-Comicserie Inspektor Bavard, von der in Frankreich 18 Alben vorliegen und zwei davon bei Carlsen erschienen sind.

Olivier Schwartz

2009 entstand zusammen mit dem Szenaristen Yann der Spirou Spezial-Band Operation Fledermaus, 2014 folgte der Spirou-Band Die Leopardenfrau und aktuell erscheint Der Meister der schwarzen Hostien bei Carlsen als Spirou & Fantasio Spezial 22.

Olivier Schwartz

Großartig ist auch Olivier Schwartz‘ ebenfalls nach einem Szenario von Yann entstandenes und auch bei Carlsen erschienenes Album Gringos Locos, das von einem 1948 tatsächlich stattgefundenen USA-Trip der Comic-Legenden Jijé, Morris und Franquin erzählt.

 

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