Garth Ennis: Punisher Collection 1

Es ist immer noch großartig, was das Dreamteam Garth Ennis und Steve Dillon nach dem Abschluss ihrer Vertigo-Erfolgsserie Preacher mit Marvels Punisher anstellte. Die 2001 gestartete aus zwölf Heften bestehende Mini-Serie Welcome Back, Frank hat nichts von ihrem ruppigen Charme eingebüßt und den drei Jahre später entstandenen Kinofilm mit Thomas Jane maßgeblich beeinflusst.

Nach einigen Comicserien, die seltsame Dinge mit dem Punisher anstellten, war Frank Castle bei Ennis wieder der gnadenlose Rächer. Der Punisher kehrt nach New York zurück und legt sich mit diversen Gangsterbanden an. Dadurch verliert die Patin Ma Gnucci nicht nur etliche Mitarbeiter, sondern – bei einem Zoobesuch mit Frank – auch noch sämtliche Gliedmaßen.

Garth Ennis versammelt rund um den Punisher ein unvergessliches Ensemble. Für tragikomische Einlagen sorgen der glücklose Detective Soap, sowie Frank Castles ebenfalls nicht gerade vom Glück verfolgte Nachbarn Joan the Mouse, Mr. Bumpo und Spacker Dave. Fast schon Slapstick-Action bieten die Kämpfe mit dem Russen, einen massigen Auftragskiller, wobei der Punisher den ohnmächtigen Spider-Man als Schutzschild einsetzt.

Ennis, der mit britischen Kriegscomics großgeworden ist und mit seinen War Stories auch im selben Genre arbeitete, mag Superhelden nicht sonderlich. Daher war er der richtige Mann, um 1995 den Comic Punisher kills the Marvel Universe schrieb, der den Abschluss dieses großartigen Sammelbands bildet.

Es ist erfreulich, dass Panini seine Leser mit einer optimal aufgemachten Gesamtausgabe aller von Ennis geschriebenen Punisher-Comics erfreut. Zwei Kritikpunkte seien aber angemerkt. In der deutschen Ausgabe fehlt neben etlichen Seiten des Bonusmaterials, auch die in der US-Edition enthaltene Story Double Shot, die von Joe Quesada gezeichnet wurde.

Obwohl der deutsche Band von 1136 auf 1092 Seiten abgespeckt wurde, benötigt das Teil einen fast zwei cm breiteren Stellplatz in meinem Bücherregal, das ja auch noch die weiteren Ausgaben dieser sehr empfehlenswerten Edition beherbergen soll.

Heiner Lünstedt

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Die ultimative Spider-Man-Comic-Kollektion

Im sogenannten Golden Age (1938 – 1955) des Superhelden-Comics wurden nur ein oder zwei Seiten benötigt um die Entstehungsgeschichte von Superman oder Batman zu erzählen. Als Marvel sein Silver Age (1956 – 1972) einläutete verwendete der Verlag nur unwesentlich mehr Raum darauf, um zu erklären, wie die Fantastischen Vier durch einen Raketenabsturz ihre Superkräfte erhielten.

Doch im August 1962 erzählten Stan Lee und Steve Ditko in Amazing Fantasy 15 schon etwas ausführlicher, wie der junge Peter Parker von einer radioaktiven Spinne gebissen wurde und erfuhr, dass die so erlangte Macht auch große Verantwortung mit sich bringt. Erst nach sechs Comicseiten ist erstmals das rotblaue Spinnenkostüm zu bewundern. Doch ein absolutes Novum stellte das im Oktober 2000 erschienene erste Heft der Serie Ultimate Spider-Man dar. Obwohl es mit 46 Comicseiten doppelt so dick wie die meisten US-Hefte war, konnte diesmal das Spider-Man-Kostüm nur auf dem Cover bewundert werden.

Im Innenteil lassen sich der neue US-Starautor Brian Michael Bendis und der Zeichner Mark Bagley (Spider-Man: Die Geschichte eines Lebens) sehr viel Zeit um Peter Parkers Alltag zu schildern. Der hochintelligente Schüler wird als Bücherwurm verlacht. Trost und Liebe findet er jedoch bei Onkel Ben und Tante May, sowie bei seiner Mitschülerin Mary Jane, die er in der klassischen Spider-Man-Serie erst sehr viel später kennenlernen sollte.

Erst am Ende des ersten Ultimate Spider-Man-Hefts erkennt Peter Parker, dass er Superkräfte besitzt und klebt an der Decke. Ein Kostüm hingegen ist noch lange nicht in Sicht. Dadurch, dass jeder Leser bereits weiß, dass Parker noch tolle Dinge im Spinnen-Outfit erleben wird, kann sich Bendis natürlich sehr viel mehr Zeit mit Peter Parkers Geschichte lassen und diese sensibler vertiefen als dies Stan Lee 1962 beim erstmaligen Vorstellen eines neuen Helden möglich war.

Die Serie schlug in den USA wie eine Bombe ein. Das erste Heft war sofort ausverkauft und wird mittlerweile hoch gehandelt. Marvel ließ dann anschließend Die Ultimativen X-Men, Die ultimativen Fantastischen Vier und dann auch noch The Avengers als Die Ultimativen auf die Leserschaft los. Bendis und Bagley schufen in 18 Jahren 111 Heften mit ihrem Ultimate Spider-Man.

Diese Serie veröffentliche bei Panini zunächst in 19 Sammelbänden. Ab September 2022 startete Die ultimative Spider-Man-Comic-Kollektion. Im Zweiwochentakt erscheinen 35 Hardcover-Bände mit einem durchgehenden Panorama-Buchrücken, der “mächtig Schwung ins Bücherregal“ bringen soll.

Heiner Lünstedt

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Blonde Phantom – Perlen der Comicgeschichte

Die Reihe Perlen der Comicgeschichte des Bildschriften Verlags wächst um einen weiteren sachkundig kommentierten Hardcover-Band. Einmal mehr wird eine kommerziell ausgerichtete Serie präsentiert, die zwar “ernst“ gemeinter Mainstream sein sollte, doch im Eifer des Produktionsdrucks blieb die Logik auf der Strecke.

Blonde Phantom entstand 1946 beim Verlag Timely der kurz darauf in Marvel umbenannt werden sollte. Seinerzeit war dort bereits Stan Lee tätig, der die Serie redaktionell betreute. Schrille Schurken und vollmundige Ankündigungstexte lassen vermuten, dass die Marvel-Ikone so manche der Stories mit Blonde Phantom zu verantworten hatte.

Hauptfigur ist die eher unscheinbare Louise Grant, die als Sekretärin des nicht allzu fähigen Detektivs Mark Mason arbeitet. Sie ist heimlich in ihren Chef verliebt und hilft ihm als Blonde Phantom immer wieder bei seinen Ermittlungen. Neben einer schwarzen Maske trägt Louise als Verkleidung ein knallrotes bauchfreies Abendkleid mit Beinschlitzen. Somit wird hier weniger das Superhelden-Genre bedient als vielmehr “Good Girl Art“ geliefert.

Passend dazu überzeugen in den in diesem Band zum ersten Mal auf Deutsch veröffentlichten Comics sehr viel stärker die erotisch aufgeladenen Zeichnungen als die Geschichten. Diese handeln etwa von einem in Blonde Phantom verliebten Wissenschaftler Ignatius Fowler, der seine Nebenbuhler – also alle Männer – in Tiefschlaf versetzt.

Sehr schön ist auch die Story über einem Schurken, der genau wie etwas später der erste Gegenspieler der Fantastic Four “Der Maulwurf“ heißt. Als dieser im Knast landet, flieht er gleich mit der gesamten Haftanstalt in Richtung Erdinneres. Hinzu kommt eine wirre Zeitreise und ein Auftritt von Frankensteins Monster. Fanboy, was willst Du mehr?

Heiner Lünstedt

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